JULIET MARILLIER: "DIE PRIESTERIN DER INSEL"

"Die Priesterin der Insel" heißt der jüngste Roman der australischen Erfolgsautorin Juliet Marillier und manches in diesem großen Epos erinnert an jene Avalon-Geschichten von Marion Zimmer Bradley. Zunächst aber ist dieses Buch eine bewegte Wikinger-Saga, die in Norwegen im 9. Jahrhundert spielt. Im Mittelpunkt steht die seltsame Blutsbrüderschaft zwischen Eyvind, dem Hünen, der schon mit 15 Jahren die Prüfungen zum Wolfskrieger besteht, und dem eher auf geistige Raffinesse vertrauenden Somerled.

Während Eyvind sich ganz den blutrünstigen Weihen des Kriegsgottes Thor hingibt und mutiger Leibwächter seines Herren wird, strebt der umtriebige Somerled mit kalt brennendem Ehrgeiz eigene Königswürden an. Er ist dabei im völligen Gegensatz zum gradlinigen, ehrlichen Eyvind verschlagen bis zum heimtückischen Mord. Seine Chance kommt, als die Blutsbrüder im Gefolge von König Ulf, Somerleds Bruder, zu den fernen Orkney-Inseln segeln, um sie zu erobern.

Dort nun lebt ein keltischer Stamm unter Engus, dem König der Hellen Inseln. Überwiegend bereits zum Christentum bekehrt, wirkt hier aber auch noch die alte keltischen Religion und ihre junge Priesterin ist Nessa, Nichte des Königs und letzte Prinzessin der Inseln. Die friedfertigen Vereinbarungen zwischen den beiden Königen zerbrechen schon bald, nachdem der Wikinger-Anführer grausam ermordet worden ist. Das ganze Barbarentum der wilden Nordmänner bricht sich bahn und nur Eyvind versucht, sich gegen die Missachtung aller Gesetze auch der Wikinger zu stemmen.

Schwer angeschlagen bleibt er schließlich verschwunden und wird von der Priesterin mühsam geheilt. Es kommt zum Bruch zwischen ihm und Somerled, der sich zum neuen König aufgeschwungen hat. Der Bluteid jedoch bindet Eyvind auch im Unrecht und so entwickelt sich ein hochdramatisches Finale, denn Nessa wird als Priesterin der Mysterien zur Rächerin für ihr abgeschlachtetes Volk.