JOHN GRIESEMER: "RAUSCH"

"Rausch" ist das zweite Buch des amerikanischen Schauspielers John Griesemer und es hat alle Zutaten, um einer der Romane dieses Herbstes zu werden. Er spielt in der Zeit von 1857 bis 1865 in der Epoche des Aufbruchs in das moderne Zeitalter und dazu gehörte die erste große Verknüpfung der Kontinente durch das Telegrafen-Kabel quer durch den Atlantik. Ein historisches Ereignis mit Folgen und durchaus vergleichbar mit dem globalen Aufbruch ins Internet-Zeitalter in unseren Tagen.

Das ist zunächst ein epochaler technischer Roman um die ungeheueren Probleme mit dem viele 1000 Meilen langen Kabel und mit jenem riesenhaften ersten Dampfschiff, der berühmten "Great Eastern", die alle bis dahin gängigen Schiffe an Größe bei weitem übertraf. Chester Ludlow ist der charismatische Ingenieur, der einen wahren Kreuzzug für den Fortschritt führt, an seiner Seite sein Halbbruder Otis und der Zeichner Jack Trace. Ihre Überzeugungsarbeit sowie ihr Kampf mit gerissenen Seekabeln, mit dem vom Unglück überschatteten Stapellauf im Londoner Hafen und ihre Erfolge wären allein schon ein üppiges Werk.

Griesemer setzt dieses Geschehen in einen komplexen Zusammenhang von persönlichen Ereignissen samt Sturm auf See, Bürgerkrieg in Amerika bis hin zu regelrechten Katastrophen. In einer hervorragender Dramaturgie lebt die Geschichte auch von Leidenschaft, Verzweiflung und Trauer. Da entfremdet die Pionierarbeit Chester Ludlow von seienr Frau Franny. Die leidet unter dem Verlust der Tochter und wendet sich in Amerika dem Spiritismus zu, während der rastlose Ingenieur im fernen England eine Affäre mit der schönen Katarina anfängt. Zugleich treten in dem historischen Geschehen neben vielen anderen gut gezeichneten Nebenfiguren selbst solche authentischen Gestalten wie Präsident Lincoln, Karl Marx und Charles Dickens in einzelnen Szenen auf.