VEIT HEINICHEN: "TOD AUF DER WARTELISTE"

Mit einem Mord beginnt Veit Heinichens dritter Triest-Krimi um Commissario Proteo Laurenti und dieser "Tod auf der Warteliste" ist nicht nur höchst spannend sondern auch von düsterer Aktualität. Im Mittelpunkt steht die renommierte Schönheitsklinik 'La Salvia' vor den Toren der quirligen Hafenstadt. Der Mörder der ersten Szene ist ein Rumäne, der auf Rache aus ist an jenen ebenso geldgierigen wie skrupellosen Chirurgen, die seinen Bruder auf dem Gewissen haben.

Schnell schält sich heraus, dass das wahre Geld in dieser Klinik am Ausweiden menschlicher Organlieferanten verdient wird. Totalverluste manch armer Teufel werden da teils bewusst in Kauf genommen, schließlich ist der Bedarf seitens vermögender Kunden groß. Doch noch ein zweiter Rächer ist auf dem Weg, der Journalist Reif, dessen Freundin dem verbrecherischen Organhandel ebenfalls zum Opfer fiel. Wenn es dann tatsächlich zu barbarischen Racheakten kommt, geht das Mitleid mit den Betroffenen gegen Null.

Commissario Laurenti aber hat größte Mühe mit diesen Problemen, denn einerseits plagt ihn privat die Verliebtheit in eine kroatische Staatsanwältin ebenso wie die Neigung von Ehefrau Laura, sich in 'La Salvia' verschönern zu lassen. Andererseits passiert in diesem grauen März 2002 ein abstruser Unfall, bei dem ein nackter Mann beim Staatsbesuch von Bundeskanzler Schröder bei Berlusconi von der Limousine des Staatsgastes überfahren wird. Und der Tote war geradewegs aus der Klinik entflohen....

Laurenti ist in Nöten und gerät sogar unter Korruptionsverdacht. Dass sich das Alles dennoch nicht nur fesselnd sondern auch herzerfrischend lebendig liest, ist dem besonderen Sinn für Humor zu verdanken, den der Autor hier bis in manche kleinen schrägen Episoden führt, die auch die speziellen politischen Verhältnisse in Berlusconis Italien und das besondere Verhältnis zu Deutschland nicht aussparen. Mit diesem Roman ist Veit Heinichen wohl endgültig in die Liga von Donna Leon oder Andrea Camilleri aufgestiegen und filmreif ist diese Geschichte allemal.

 

 

# Veit Heinichen: Tod auf der Warteliste; 331 Seiten; Paul Zsolnay Verlag, Wien; € 19,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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