BORIS PASTERNAK: "DOKTOR SHIWAGO"

"Doktor Shiwago", jener große Roman von Boris Pasternak (1890-1960), erlebt jetzt eine Neuauflage in besonderer Form. Anlass ist eine Fernseh-Neuverfilmung mit Sam Neill und Alexandra Maria Lara, die voraussichtlich Ende 2003 ausgestrahlt wird, 38 Jahre nach jenem Monumentalfilm mit Omar Sharif in der Titelrolle.

Der Roman, den Pasternak 1956 in der Sowjetunion nicht veröffentlichen durfte, wie er auch den dafür verliehenen Literaturnobelpreis 1958 aus politischen Gründen ablehnen musste, handelt von der tragischen Liebesgeschichte des Arztes Shiwago vor dem Hintergrund des russischen Bürgerkrieges, der das bis dato geordnete Leben des Bürgersohnes auf immer erschüttert. Im Laufe der Oktoberrevolution und ihrer dramatischen kriegerischen Ereignisse zieht er sich mit Ehefrau Tonja auf das ehemalige Familiengut reicher Verwandter im abgelegenen Juratino zurück.

Doch es ist ihnen kein Glück beschieden und Schiwago muss an vorderster Front als Truppenarzt der roten Revolutionäre dienen. Zugleich begegnet er der Lehrerin Lara wieder, die er im Weltkrieg im Krankenhaus kennengelernt hatte: die große Liebe seines Lebens. Sie ist mit einem fanatischen Revolutionär verheiratet und ihre Liebe scheitert ebenso wie Shiwagos Leben insgesamt am Verlust von Menschlichkeit und Kultur während der Revolution und des folgenden Stalinismus zerbricht.

Die Neuübersetzung von Thomas Reschke in leicht gestraffter Form macht den Roman flüssiger lesbar, dabei bleibt dieses unvergängliche Stück Weltliteratur gleichwohl das große bewegende Epos, das es immer war. Dank sei aber auch für den Anhang der 25 Gedichte Juri Shiwagos, die von Richard Petraß kongenial nachgedichtet wurden.

 

# Boris Pasternak: Doktor Shiwago (aus dem Russischen von Thomas Reschke); 752 Seiten, div. Abb.; Aufbau-Verlag, Berlin; € 14

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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