ANGELES SAURA: "DER ZWEIFEL"

Angeles Saura ist die jüngere Schwester des spanischen Regisseurs Carlos Saura und wie dieser beweist nun auch sie schriftstellerische Virtuosität. "Der Zweifel" heißt ihr Debütroman, ein schmales Bändchen nur, jedoch von bravouröser Wucht und Vision. Ganz und gar im Mittelpunkt steht Don Cesar Rinconeda, ein alter Kunsthistoriker der selbstgerechten Art.

Der 84-Jährige lebt in dem Triumph, dem lange ignorierten Barockmaler Francisco Meltan zu der angemessenen Geltung verholfen und darüber hinaus das verschollene letzte Gemälde des askteisch-expressiven Maestros wiederentdeckt zu haben. Dieses Werk nun, das er in seinem Dachatelier ganz allein für sich genießt, verteidigt er mit fanatischer Leidenschaft mit Ausfällen voller Gift und Galle und selbst Mordgedanken sind ihm nicht fremd. Mag der alte Polterer auch körperlich hinfällig werden, so ist er doch noch immer von ungebrochen hellwachem Geist.

Und dann erdreistet sich da doch tatsächlich eine Kunstexpertin aus dem fernen Schweden, sein Expertentum anzuzweifeln, ja, diese Brunhilde Cornelius Bjönrstrom stellt sogar die aberwitzige Behauptung auf, dieses letzte Gemälde Meltans sei nicht einmal von einem alten Meister sondern von einer Frau gemalt worden! Das ist fast so boshaft wie der hasserfüllte Dauermonolog, den der Alte nun loslässt. In seiner furiosen Suada verkörpert er zugleich düstere Denkmuster aus glücklich überwundenen dunklen Zeiten Spaniens.

Das hat Stil und besticht vor allem durch die wunderbare mediterrane Sprachgewalt, für deren hervorragende Übertragung man dem Übersetzer Jürgen Dormagen hier einmal ausdrücklich danken muss.

 

 

# Angeles Saura: Der Zweifel (aus dem Spanischen von Jürgen Dormagen); 119 Seiten; Suhrkamp Verlag, Frankfurt; € 19,50 WOLFGANG A. NIEMANN (wanJULIUS)

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