HADMAR von WIESER: "HIMMLISCHES FEUER"

Man schreibt das Jahr 458 der Abwesenheit Gottes, als die Hohepriester und Kriegsherren von Serkan Katau, dem riesigen Reich der Tugend, den Blauen Göttern im Unvollendeten Palast im Norden die Macht entreißen wollen. Menschenopfer-Zeremonien sind der Auftakt einer Invasion mit einem Millionenheer und der 'Schweifende Stern' am Himmel scheint ein gutes Omen zu sein.

So beginnt "Himmlisches Feuer", Teil 2 des großen Fantasy-Zyklus um die Gezeitenwelt, jene erdähnliche Welt etwa auf dem Entwicklungsstand unserer Renaissance. Nach dem fulminanten Auftakt mit Bernhard Hennens "Der Wahrträumer" widmet sich der renommierte Fantasy-Autor Hadmar von Wieser nun zunächst jener östlichen Hemisphäre, die ein wenig den alten asiatischen Großreichen ähnelt und dies auch hinsichtlich der teils geradezu archaischen Gewaltausübung.

Wie im ersten Band lesen wir wieder die Chronik einer verlorenen Zeit, niedergelegt zu Cantamo im 540. Jahr der Abwesenheit Gottes, wie sie Schwester Dolores aufgeschrieben hat. Da beginnt eine furchtbare Schlacht und mittendrin kämpft Hauptmann Kang mit seinen 'Götterfressern' gegen die quasi unbesiegbaren Blauen Götter. Die Schlacht geht blutig verloren, zumal just zu dieser Zeit der vermeintliche 'Schweifende Stern' als mächtiger Meteorit im Meer einschlägt und Feuer, Erdbeben, Überschwemmungen und als Folge davon geografische und klimatische Veränderungen auslöst.

In den Kämpfen aber gelingt es Kang, einem der gigantischen sechsarmigen Göttern eine Hand abzuschlagen. Die findet ausgerechnet der Skalve Strolch aus dem fernen westlichen Ajuna und das führt zu einer seltsamen Symbiose zwischen diesen beiden völlig gegensätzlichen Gestalten. Sein neuer Freund 'Fünfarm' wird von Kang und sämtlichen Kataueken verfolgt und das gerät zu einer abenteuerlichen Odyssee mit barbarischen Kämpfen, aber auch manch amüsanten Szenen von rabiatem Humor. Nebenher verhilft der herrlich rüpelhafte Fünfarm dem Ex-Sklaven zu unverhofftem Aufstieg und sogar zu einer innigen Liebesgeschichte mit einer mangalischen Edlen, während es sie zugleich in fremde Gefilde wie das Merkantilische Imperium verschlägt, das bereits in Band 1 vorgestellt wurde.

Und auch dieses Fantasy-Epos mit seiner sehr direkten Sprache fasziniert mit verwegenen Figuren und Fabelwelten, in die man regelrecht hineingesogen wird. Exzellente Illustrationen und ein wegweisendes Glossar tun ein Übriges dazu, dass nicht nur Fantasy- und Tolkien-Freunde nun auch Band 3 des auf zwölf Bände angelegten Gezeitenweltzyklus entgegenfiebern werden.

 

# Hadmar von Wieser: Himmlisches Feuer. Die Gezeitenwelt 2; 559 Seiten; Piper Verlag, München; € 19,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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