YAEL HEDAYA: "ZUSAMMENSTÖßE"

Jonathan Luria hat seine Frau durch einen Verkehrsunfall verloren und Shira Klein erlebte mit ihren 39 Jahren schon einige herbe Enttäuschungen in der Liebe. Gemeinsam ist den Beiden, dass sie gerade ersten Ruhm als Schriftsteller ernteten und nun von Freunden bei der Psychologin Rona zu einem Blind-Date-Essen zusammengeführt worden sind, zwei typische Vertreter des Bildungsbürgertums von Tel Aviv.

"Zusammenstöße" heißt Yael Hedayas neuer Roman und wie in ihrem starken Debüt "Liebe Pur" gibt es wieder eine dritte Instanz gewissermaßen als Katalysator der entstehenden Beziehung. Diesmal ist es Jonathans Tochter Dana, die hin- und hergerissen ist zwischen dem Wunsch nach einer neuen Frau an Vaters Seite und der Irritation darüber, dass dieses sich recht sinnlich entwickelnde Verhältnis zwischen Jonathan und Shira natürlich alles andere als platonisch ist.

Eigentlich hatte Shira sich wie Jonathan in der Rolle eingerichtet, sich neben dem beruflichen Erfolg nicht mehr richtig auf einen anderen Menschen einzulassen. Liebe, das hieße womöglich Abhängigkeit, Unterwerfung, vielleicht gar das Ende der Kreativität. Und kann es Liebe geben, ohne bedrängt zu werden, ohne Besitzanspruch? Es ist ein langwieriger, schwieriger, kurvenreicher Prozess der Annäherung und des Verschließens voreinander, den die vom Leben verwundeten Protagonisten durchmachen.

Dabei sind sie einander so ähnlich, selbst in vielen schmerzlichen Erinnerungen, im Abschiednehmenmüssen von nahen Angehörigen. Wenn sich diese tiefschürfenden, misstrauisch den Gefühlen gegenüberstehenden Menschen schließlich doch wirklich nahekommen, ist es wie eine wehmütige Erfüllung, die Glück verheißt ohne auch den letzten Zweifel tilgen zu können. Geschrieben ist das mit einer wortgewandten Sachlichkeit, die die Intensität des Geschilderten erträglich macht und zugleich trotz manch ausufernder Nebenstränge bis zum so kaum erwarteten Finale den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten weiß.