PABLO NERUDA: "ICH BEKENNE, ICH HABE GELEBT"

In Mathematik war er ein Versager, dafür schrieb er bereits mit 14 Gedichte von erstaunlicher Reife und veröffentlichte mit 19 seinen ersten Lyrikband: Pablo Neruda, der wohl größte Dichter des 20. Jahrhunderts. Gerühmt als Mensch, Politiker, Humanist und eben Lyriker von Weltrang, hinterließ der Literaturnobelpreisträger von 1971 Memoiren, die in seiner grandiosen Sprachgewalt von einem geradezu romanhaft bewegten Leben erzählen.

"Ich bekenne, ich habe gelebt" hat er dieses Buch seines Lebensabenteuers genannt, das er ohne jede Tagebuchaufzeichnung einem Sekretär diktierte. Er konnte es noch abschließen, bevor er in jenem unglückseligen September 1973 nicht nur an einem Krebsleiden sondern vor allem auch an der Trauer um seinen Freund, den von Rechts-Putschisten ermordeten Präsidenten Salvador Allende, starb. Und wie zum Hohn ordnete ausgerechnet Diktator Pinochet eine dreitägige Staatstrauer für den großen Sohn Chiles an.

Nun liegt die verdienstvolle Neuausgabe des 1974 erstveröffentlichten Werkes mit einem aufschlussreichen Nachwort von Übersetzer Curt Meyer-Clason vor. Die Memoiren verdeutlichen, wie sehr Neruda als Poet auch ein politischer Mensch war. Oder gar umgekehrt? Beides wohl, als Poet aber war er einer der größten, denn er bewegte nicht nur, er rührte auch und konnte selbst einfache Arbeiter mit seinen Rezitationen begeistern. Er war niemals der ferne Dichter im Elfenbeinturm: "Meine Dichtung....nahm die Leidenschaft hin, förderte das Geheimnis zutage und bahnte sich einen Weg in die Herzen des Volkes."

Unerreicht sind seine politischen Gedichte, seine Oden und Sonette und kaum jemand hat je schönere Liebeslyrik als die "Verse des Kapitäns", "Der rasende Schleuderer" und die "Zwanzig Liebesgedichte" zu Papier gebracht. Er, der Virtuose von einzigartiger Bildkraft und unerschöpflichen Reichtums an Bildern, erhob die Dichtung selbst auf den Olymp und blieb ihr bis zum Tode treu. Seine Memoiren lassen ahnen, was ihn zeitlebens bewegt hat und ein spannendes Buch über die neuere Geschichte Lateinamerikas sind sie obendrein.

 

# Pablo Neruda: Ich bekenne, ich habe gelebt (aus dem Spanischen von Curt Meyer-Clason); 472 Seiten, broschiert; Luchterhand Literaturverlag, München; € 11,50

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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