WILLI WINKLER: "MICK JAGGER UND DIE ROLLING STONES"

Sie wurden zu einer Ausnahmeband und sind heute stolze 40 Jahre nach ihrer Gründung im Sommer 1942 ein multinationaler Konzern mit Millionen-Umsatz: die Rolling Stones. "Sie waren bereits üble Burschen, als ich sie entdeckte. Dann habe ich das Schlechteste aus ihnen herausgeholt." Das war der Geniestreich des manisch-depressiven Neurotikers Andrew Loog Oldham, mit dem er die fünf wüsten Blues-Musiker in den Olymp brachte.

Das gerissene Marketing-Genie baute die noch ungehobelte Band zum Gegenentwurf der vergleichsweise adretten Beatles auf. Die Fünf mit Chef Brian Jones wurden Exklusiv-Eigentum der jungen Leute, denn die Erwachsenen hassten sie. Und Oldham schürte in der Presse: "Würden Sie Ihre Tochter einen Rolling Stone heiraten lassen?!" Der Aufstieg wurde legendär, die Stones waren bald der Inbegriff des Aufbegehrens der Jugend, denn sie standen für die wildeste Musik der 60er und schufen zugleich Hymnen wie "Satisfaction", "Paint it Black" und "Sympathy for the Devil".

Willi Winkler legt nun eine Biografie der Band vor und nennt sie bewusst "Mick Jagger und die Rolling Stones", denn der mephistophelische Frontmann übernahm schon bald die beherrschende Rolle in der Band. Dabei hatte Ike Turner anfangs gemault, er könne gar nicht singen und das unvergleichliche Tanzen auf der Bühne lernte Jagger erst von Tina Turner. Superstar Mick und der ihm in exzentrischer Hassliebe verbundene Songwriter- und Bühnenpartner Keith Richard erfüllten das Motto von "Sex & Drugs & Rock 'n' Roll" wie niemand sonst in jener Zeit. 1967 brachte sie das fast in den Knast, während zugleich ihre besten Alben wie "Beggar's Banquet" und "Let it bleed" entstanden.

In den 70ern mutierten sie zur "Größten Rockband der Welt" und gehörten zur schlagzeilenkräftigen 'Koks-volée'. 1977 drohte die Band fast an Keith Richards Drogensucht zu zerbrechen, nachdem ihn die als Hexe geschmähte Langzeit-Partnerin Anita Pallenberg ans Heroin gebracht hatte. Ohnehin spielten ungezählte Frauen ebenso wichtige wie wechselnde Rollen im Leben vor allem von Mick und Keith. Aber auch manche Tote säumten ihren Weg, beginnend 1969 mit Brian Jones.

Inzwischen jedoch sind die Stones längst zu einem Stück Popkultur geworden und haben über vier Jahrzehnte allen Moden und Stürmen getrotzt, sie im Zweifel sogar eher selbst angezettelt. Willi Winkler, der zuletzt die vielgelobte Biographie über Bob Dylan vorlegte, porträtiert Sir Michael Jagger (Keith Richard bezeichnete den Ritterschlag konsequenterweise als "ekelhaft"!) und die Rolling Stones ohne jede falsche Heldenverehrung, dafür aber mit exzellenter Detailkenntnis und einer großen Fülle vor allem auch älterer Fotos.

 

# Willi Winkler: Mick Jagger und die Rolling Stones; 288 Seiten, 120 Abb.; Rowohlt Verlag, Reinbek; € 24,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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