EDNA MAZYA: "SCHLAMASSEL"

Ilan, Ende 40, Professor für Astrophysik an der Universität Haifa, hat einen Fehler gemacht und die viel zu junge hübsche Nomi geheiratet. Nun macht er sich verrückt in wahnhafter Eifersucht, spioniert ihr nach, zergrübelt sich den wirren Kopf und entdeckt sie dann tatsächlich mit einem attraktiven Liebhaber. Und begeht einen skurrilen Mord an diesem.

Wie nennt man so etwas auf gut Jiddisch - "Schlamassel" und so heißt auch der ungewöhnliche Debütroman von Edna Mazya. Wirklicher Schlamassel allerdings ist noch viel mehr, so wird Ilans Freund Antoun zum Rivalen und eine üppige Prostituierte erledigt ungewollt jedoch von Ilan bezahlt auch noch den Vater des ermordeten Liebhabers. War das Ganze bis hierher schon voller absurder Situationen - schließlich wollte er Nomi nicht durch irgendein dummes Missgeschick verlieren und das strapaziert ein eher naives Intellektuellenhirn ungemein - so war das Geschehen aber dennoch halbwegs berechenbar.

Doch jetzt fängt der eigentliche Schlamassel erst so richtig an, denn es gibt ja auch noch die Mutter des Ich-Erzählers, die schon immer vor der Ehe mit dem viel zu jungen Ding gewarnt hatte. Nun übernimmt diese treusorgende jiddische Momme die Regie und da staunt der Sohn und die ungetreue Schwiegertochter darf sich wundern. Das Alles beginnt zunächst etwas verworren und der Aufbau mit lauter Endlossätzen ist gewöhnungsbedürftig. Dann aber spürt man die darin liegende vorwärtstreibende Dynamik und erlebt ein urkomisches und ausgesprochen geistreiches Buch, das zudem von einer präzisen bildhaften Sprache geprägt und zwar für Genießer nicht jedoch für Moralisten geeignet ist.

 

# Edna Mazya: Schlamassel (aus dem Hebräischen von Stefan Siebers); 301 Seiten; Kiepenheuer & Witsch, Köln; € 19.90 WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

Dieses Buch bei Amazon.de bestellen.


Kennziffer: Bel 153 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.de