JOYCE REARDON: "DAS TAGEBUCH DER ELLEN RIMBAUER"

Ein raffinierter Coup um, mit oder gar von Stephen King ist mit einem Begleitbuch zu dem demnächst auch bei uns anlaufenden TV-Mehrteiler "Haus der Verdammnis" des Gruselmeisters entstanden: "Das Tagebuch der Ellen Rimbauer", herausgegeben von Joyce Reardon. Nun sind Romane nach TV-Filmen oder Serien selten von brauchbarer Qualität. Ganz anders jedoch bei diesem Buch, denn das ist keine Nacherzählung sondern ein ebenso altmodisch wie spannend aufgemachtes Tagebuch der Herrin des unheimlichen Hauses in Seattle.

Und hier ist gleich der nächste multimediale Schachzug zu nennen, denn Dr. Dr. Joyce Reardon, Spezialistin für übernatürliche Phänomene, ist selbst nur eine fiktive Figur und Hauptakteurin der TV-Serie! Das Tagebuch aber bildet quasi den Urgrund dessen, was die Serie so elegant-gruselig erzählt, und gibt manche Hintergrundinformationen, die der Fernsehzuschauer sonst nicht bekommt. Die Berichte der 20-jährigen Bankierstochter Ellen setzen 1907 ein, als ihr der doppelt so alte Ölmagnat John Rimbauer den Hof macht.

Sehr emotional schildert sie den Tag, an dem er unter bösen Vorzeichen um ihre Hand anhält. Er führt sie zu der Baustelle, wo ihr riesenhaftes Anwesen gebaut wird und in ihrem Beisein geschieht ein Mord. Trotz dieses Blutvergießens gibt sie dem Haus den Namen "Rose Red". Schon zu Beginn der einjährigen Hochzeitsreise erweist sich John als jähzorniger und sexbesessener Despot und Fremdgänger. Ellen selbst aber ist verwirrt über ihre eigenen widersprüchlichen sexuellen Begierden. Als John sie mit einer Geschlechtskrankheit ansteckt, entstehen Rachegelüste in ihr und später gewinnt sie die emotionale Oberhand über John.

Ohnehin entwickelt sie wie ihre Vertraute, die schwarze Dienerin Sukeena, übernatürliche Kräfte, die ihr erst kaum bewusst sind. Als "Rose Red" im Januar 1909 pompös eingeweiht wird, erfährt Ellen ein düsteres Geheimnis: das Anwesen wurde auf einem Indianerfriedhof errichtet und es scheint zu leben und ständig zu wachsen. Doch der Albtraum beginnt erst richtig, als bald der erste Mensch spurlos im Labyrinth von "Rose Red" verschwindet, dem weitere folgen. Noch bevor Sohn Adam geboren wird, geschehen die nächsten gespenstischen Ereignisse und die verkrüppelte Tochter April schließlich wird von Geburt an als "Kind des Teufels" bezeichnet.

Bis 1928 reichen die Aufzeichnungen, die viel Stoff zum Gruseln bieten. 1950 soll auch Ellen endgültig verschwunden sein, betont Joyce Reardon. Aber auch sie ist ja nur eine Fiktion in diesem bei allen Schrecknissen subtilen Thriller. Oder?! TV-Serie und Buch waren jedenfalls in den USA bereits Riesenerfolge.

 

 

# Joyce Reardon: Das Tagebuch der Ellen Rimbauer (aus dem Amerikanischen von Antje Göring); 340 Seiten; Egmont VGS, Köln; € 19,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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