PAUL McCARTNEY: "BLACKBIRD SINGING"

Jeder weiß, dass Paul McCartney einer der erfolgreichsten Popmusiker und Sänger mit und ohne die Beatles war und ist. Inzwischen schuf er auch viel beachtete Orchesterwerke und selbst als Maler hat er sich einen gewissen Ruf erworben. Doch Lyriker, Poet - auch das?

"Blackbird Singing" stellt Sir Paul nun als ernst zu nehmenden Künstler auch der Poesie vor. Was Millionen seiner Fans jedoch nur sehr freuen und weniger überraschen wird, denn die von ihm zu den berühmtesten Lennon/McCartney-Songs und auch zu seinen Solo-Werken beigesteuerten Texte zeichneten sich bereits oft genug als weit mehr als nur schlichte Gesangszeilen aus.

Man erinnere sich an solch ungewöhnliche Welthits wie "Eleonore Rigby" oder den geheimnisvoll hintersinnigen "Fool on the Hill" und an einen der genialsten Popsongs aller Zeiten, an "Yesterday". Das ist schiere Poesie der leichten, einfachen Art, für die Ewigkeit gemacht und schon 1965 erdacht. Und von diesem Jahr an bis 1999 reichen auch die fast 100 Gedichte und Songs dieses Kompendiums, zu dem die verstorbene Linda McCartney die Idee hatte.

Die Auswahl zu diesem Buch traf der Journalist und Lyriker Adrian Mitchell, seit 1963 ein enger Bekannter der Beatles. In seinem Vorwort weist er darauf hin, dass der unerschöpfliche Komponist McCartney sehr wohl auch um den Wert der Worte wisse, wie sie in Zeiten tiefster Trauer etwas bewirken können. Dafür stehe ein Leid gewissermaßen als Motto seines kreativen Schaffens: "Hey Jude, don't be afraid - take a sad song and make it better."

Die Kunst der Poesie sei die Kunst, nackt zu tanzen, sagt Mitchell, und McCartney gelinge es, in seiner zumeist impressionistischen Lyrik manches federleicht zu fassen, während anderes wiederum in wenigen Zeilen von gravitätischem Gewicht ist. Da ist stets ein Hauch von Magie und so manches Überraschungsmoment. Das ist dann nicht akademisch sondern populäre Poesie, wo mit leichtem Wurf das Staunen über die ganz große Liebe in "Maybe I'm amazed" oder eine schlichte Liebeserklärung in den "Calico Skies" gezeichnet wird.

Natürlich atmet vieles den Geist der geliebten Linda und der Künstler hat es in "Her Spirit" vielleicht am treffendsten wiedergegeben. Und wie sehr Paul McCartney mit seinem Lebensinhalt, der Kunst, zufrieden ist, beweisen die Zeilen "I'll be content painting pictures in song". Nicht nur Beatles-Fans werden nun mit Freuden in diesen Gedichten und Songs von überwiegend hohem Niveau lesen und sinnieren. Einzig die miserable und teils sogar sinnentstellende Qualität der Übersetzungen ist ein echtes Ärgernis. Aber den wahren Fan interessieren ohnehin nur die Originale.

 

# Paul McCartney: Blackbird Singing - Gedichte und Songs 1965-1999 (deutsche Übertragungen Kristian Lutze und Werner Schmitz); 318 Seiten; Kiepenheuer & Witsch, Köln; € 19,50 WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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