DANIEL SILVA: "DER BOTSCHAFTER"

Spätestens seit "Der Maler" gehört Daniel Silva zur Eliteliga der Thrillerautoren und mit seinem jüngsten Roman "Der Botschafter" knüpft er an den Vorgänger an. Wieder spielt CIA-Agent Michael Osbourne eine ebenso zentrale Rolle wie die geheimnisvolle 'Gesellschaft für internationale Entwicklung und Zusammenarbeit', deren Grundprinzip heißt, dass zu viel Frieden in der Welt die Geschäfte stört.

Eingangs gibt es einen Paukenschlag gegen das nordirische Friedensabkommen. An einem Tag wird Sinn Fein-Führer Eamonn Dillon ermordet, in Dublin zerstört ein Sprengsatz die Nationalbibliothek und in London zerfetzt eine Kofferbombe eine ganze U-Bahn. Drahtzieher ist Kyle Blake, der mit seiner neu gegründeten Ulster Freedom Brigade (UFB) auf die Terrorkarte setzt.

Es ist Anfang 1999 und der ohnehin fragile Frieden gerät in große Gefahr. Premierminister Tony Blair und der US-Präsident beschließen, zur Rettung des Abkommens den bei den nordirischen Kontrahenten hoch angesehenen Senator Douglas Connor als US-Botschafter nach London zu entsenden. Zur gleichen Zeit entdeckt Connors Schwiegersohn Michael Osbourne eine Spur des Berufskillers Oktober, der ihn seinerzeit in den Ruhestand geschossen hat.

Osbourne geht mit Connor nach London, während die UFB die Ermordung des neuen Botschafters vorbereitet. Ein CIA-Agent in der IRA wird enttarnt und grausam hingerichtet, vorher allerdings kann er Osbourne noch einen so entscheidenden Tipp geben, dass die UFB in eine tödliche Falle läuft, als sie den Botschafter angreift.

Die UFB verliert wichtige Leute, doch nicht alle der eiskalten fanatischen Überzeugungstäter sind erldigt. Dann ist da noch Osbournes Todfeind Oktober, der neue Aufträge von der 'Gesellschaft' erhält, die nun endgültig den Nordirland-Frieden sprengen will. Und es gibt einen Maulwurf bei der CIA, der der 'Gesellschaft' zuarbeitet... Das alles kulminiert hin auf ein ebenso starkes wie ungewöhnliches Finale, das bis zur letzten Seite fesselt, obwohl oder auch gerade, weil Daniel Silva die geschickt verwobenen Handlungsstränge kühl und sachlich, präzise und in griffigen Bildern mit viel Lokalkolorit beschreibt.

Und er schafft eine beklemmende Nähe zu den handelnden Personen, die insbesondere die unstillbare Paranoia der Aktivagenten spürbar macht. Zugleich ist "Der Botschafter" ein Thriller, der beunruhigend  real wirkt, denkt man an die Ereignisse in und um Nordirland seit Beginn der Friedensbemühungen vor wenigen Jahren. 

 

# Daniel Silva: Der Botschafter (aus dem Amerikanischen von Wulf Bergner); 470 Seiten; Piper Verlag, München; 39,80 DM

(öS 291.-/sFr 37.-/€ 20,35) WOLFGANG A. NIEMANN  (wan/JULIUS)

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