MUSEUM BARBERINI (Hrsg.):
MODERNE BLICKE MODIGLIANI
Amedeo Modigliani (1884-1920) gehört zu jenen Künstlern, deren wichtigste Werke jeder
Kunstinteressierte sofort zuordnen kann. Bei ihm sind es die ikonischen Frauenakte, auch
wenn sein Oevre weit mehr als nur die zu bieten hat.
Wie sehr der überwiegend in Paris wirkende Italiener mit den jüdischen Wurzeln ein
Vorreiter der Moderne war, zeigte jetzt die Ausstellung Moderne Blicke
Modigliani. In der Stuttgarter Staatsgalerie war sie bis Ende März die erste
Werkschau dieses Künstlers in Deutschland seit 2009.
Erstellt in Kooperation mit dem Museum Barberini, Potsdam, wird sie nun dort ab dem 27.
April bis zum 18. August zu besichtigen sein. Und es war deren Direktorin Ortrud
Westheimer, die gemeinsam mit Christiane Lange, Nathalie Lachmann und Jens-Henning Ullner
den opulenten Katalog unter dem Ausstellungstitel als Begleitbuch herausgebracht hat.
Mit einer Fülle großartiger Bilder im Museum werden über 80 ausgestellt
nicht nur von Modigliani sondern auch von künstlerischen Zeitgenossen ermöglicht
die Werkschau auch die Gegenüberstellung mit deren Schaffen. Wobei sich darunter mit
Picasso, Matisse und anderen auch große Namen aus dem illustren Bekanntenkreis des
Einzelgängers finden.
Besonders spannend aber ist die Neubewertung des Frauenbildes dieses Meisters der
Frauenakte. Galten sie zu jener Zeit insbesondere um 1917 als skandalös, zeigt die
jüngste Forschung, dass Modigliani seine Modelle keineswegs zu Objekten degradierte.
Gerade er betonte das aufkommende Selbstbewusstsein und den Zug zur Gleichberechtigung.
Und es waren nicht nur die längst zum Kult gewordenen Frauenakte, mit denen Amadeo
Modigliani dank seiner außergewöhnlichen Sensibilität und Modernheit zu einem
europäischen Künstler im weitesten und innovativsten Sinne wurde.
Im Übrigen erweitert diese vielfältige Ausstellung mit Gemälden, Zeichnungen,
Skulpturen und Studien auch den Kontext seiner Kunst erstmals über sein Pariser Umfeld
hinaus mit Bezügen bis zu Paula Modersohn-Becker, Wilhelm Lehmbruck, Egon Schiele, Gustav
Klimt und anderen. Fazit: ein faszinierendes Kunstbuch gerade auch für jene, die
keine Möglichkeit zur persönlichen Inaugenscheinnahme haben.
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