ANGELINE BOULLEY: WARRIOR GIRL
UNEARTHED
Mit Firekeeper's Daughter feierte Angeline Boulley einen Sensationserfolg. Mit
ihrem neuen Jugendroman knüpft die Autorin aus dem Volk der indigenen Ojibwe thematisch
an und auch einige der Protagonisten spielen erneut eine Rolle.
Warrior Girl unearthed heißt diesmal der Titel und Ich-Erzählerin ist Perry
Firekeeper-Birch, die 16-jährige Nichte von Daunis aus dem Vorgängerroman. Perry will
die Sommerferien ihrer größten Leidenschaft widmen, dem Angeln auf Sugar Island.
Zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Pauline fährt sie dorthin und hat einen Unfall, der
alles in andere Bahnen lenkt.
Das Ausweichmanöver vor einer Bärenmutter geht zzwar glimpflich ab, doch sie muss für
den Schaden am Auto aufkommen. Dafür nimmt sie notgedrungen einen Aushilfsjob im
Stammesmuseum auf. Dessen verschrobener Leiter nervt zwar, doch Perry lernt Dinge über
die Vergangenheit der Native Americans, die sie fassungslos machen.
Dass die im Volksmund Indianer genannten Ureinwohner massiv unter den weißen
Eroberern der USA zu leiden hatten, ist allgemein bekannt. Was Perry so empört, ist die
weit verbreitete Grabräuberei. Da zeigt ihr ein Professor dann sogar unter haufenweise
menschlichen Knochen verstorbener Indigener die eines Teenagers, der als Warrior
Girl bekannt war.
Zu angeblichen Forschungszwecken wurden die menschlichen Überreste ausgegraben und in
Labors gebracht. Auch die vielfachen Grabbeigaben wurden mitgenommen und in diversen
Ausstellungen gezeigt oder verscherbelt. Um diese Praktiken, die gegen die Menschenwürde
und heilige Traditionen der Native Americans verstoßen, wurde das MAGPRA-Programm
eingeführt, nach dem sterbliche Überreste wie auch kulturelle und künstlerische
Artefakte zurückzugeben sind.
Perry findet jedoch schnell heraus, dass dieses >Programm seit >Jahren kaum beachtet
wird und die Rückgaben einfach unterbleiben. Das lässt die selbstbewusste Schülerin
nicht beruhen: wenn regulär nichts geschieht, muss sie eben selbst zum Ahnenraub
übergehen und die Knochen und die Gegenstände illegal zurückführen.
Doch während Perry aktiv wird, passiert eine neue Entführung einer indigenen Frau,
nachdem bereits mehrere spurlos verschwanden. Nun wird es nicht nur unmittelbar kriminell,
auch Perry selbst gerät in Lebensgefahr. Mehr aber soll nicht verraten werden.
Das besondere Verdienst dieses Buches ist dabei, dass er das noch heute menschenunwürdige
Agieren gegen die Ureinwohner offenlegt und dabei auch klarmacht, dass der massive
Rassismus in Amerika eben nicht nur die einstigen schwarzen Sklaven betrifft.
Zum besseren Verständnis mancher Details aus dem Stammesleben sind im Übrigen ein
Glossar und weitere Erklärungen angefügt.
Fazit: ein ebenso spannender wie lehrreicher Roman nicht nur für junge Leser ab 14.
Jahren.
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