FRANZISKA LAGEMANN: „ODETTE GERMAINE“

 
Odette Germaine ist zwei Jahre alt, als sie gemeinsam mit der Großfamilie den Tod von Urgroßmutter Eloise miterlebt. Vorm Ableben schenkt die verrückte Alte dem Kind eine magische Rassel und brav drückt Odette der Verblichenen wunschgemäß die Rassel wieder in die Hand nach ihrem letzten Atemzug.
Was prompt zu deren Wiederauferstehung sorgt, denn die Rassel verleiht sogenannte nekromantische Kräfte. Und damit beginnt Franziska Lagemanns skurriler Jugendroman „Die total normalen Abenteuer von Odette Germaine“. Die genau das ganz und gar nicht sind, wie das weitere Geschehen bald schon demonstriert.
Odette ist jetzt zwölf und lebt als Vollwaise bei einer Tante in Paris. Genau dort liegt auch ihr Lieblingsaufenthaltsort Père Lachaise, der größte Friedhof der Stadt und weltberühmt wegen dort Bestatteter wie Chopin, Piaf und Jim Morrison. Und Odettes Eltern, die sie wie so manch andere Tote mit Hilfe ihrer speziellen Gaben immer wieder nach Sonnenuntergang aus ihren Gräbern kommen lässt.
Das Pentagramm auf die Hand kritzeln und mit der aufs Grab weisen, das reicht schon. Und dann führt die grundsätzlich sehr biestige Odette ein besonderes Regiment, dem die kurzzeitig und oft schon arg skelettierten Toten zu folgen haben – bei Sonnenaufgang müssen sie zurück im Grab sein. Odette ist allerdings überzeugt: „Das wiedererweckte Leben ist viel cooler!“ Schließlich dürfen die Verblichenen bis zum Abstieg nach Belieben herumgeistern.
Odette, die sich grundsätzlich und natürlich auch in der Schule als sehr selbstbewusste Rotzgöre aufführt, hat nun einen hübsch morbiden Plan: zu Halloween soll es eine riesige Party mit allen ihren toten Schützlingen geben. Mitten in die Vorbereitungen platzt jedoch eine verdächtige Type.
Finster steht er zunächst als Geiger am Friedhof und kann gar nicht spielen. Schließlich stellt Odette den Kerl namens Graves, als er ihr immer wieder nachspioniert. Und sie muss empört erkennen: immer mehr alte dunkle Typen laufen auf ihrem Friedhof herum und offenbar alle ebenfalls mit nekromantischen Fähigkeiten.
Dann bekommt sie heraus, dass das Männer vom „Geheimbund Dunkle Bruderschaft“ sind und die wollen ausgerechnet am Tag ihrer Halloween-Party hier an diesem Ort die Weltherrschaft übernehmen! Odette ist stinksauer und wehrt sich.
Dabei hat sie nicht nur untote Unterstützer, sondern auch solche von der Friedhofs-Gang, allen voran das Skelett Paulette, der Fleischberg Yves und der Amerikaner Alex. Mehr aber sei nicht verraten von dieser herrlich morbiden und tiefschwarzen Komödie.
Die begeistert mit einem Feuerwerk an schrägen Ideen, zudem hat hier jegliches Personal köstliche Macken, was immer wieder für herrliche Situationskomik sorgt. Dieser rasante und erstaunlich leichtfüßige Lesespaß ist allerdings nur etwas für gruselfeste Leser und wegen mancher Szenen auch erst ab 14 Jahren zu empfehlen.

# Franziska Lagemann: Die total normalen Abenteuer von Odette Germaine; 336 Seiten; Dressler Verlag, Hamburg; € 15

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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