INGRID NOLL: „GRUß AUS DER KÜCHE“


Ingrid Noll gilt trotz Jahrgang 1935 immer noch als die originellste deutschsprachige Krimi-Autorin. Mit ihrem jüngsten Roman aber überrascht sie, denn es ist eigentlich gar kein Krimi.
„Gruß aus der Küche“ lautet der Titel und der hat mit dem Inhalt zu tun, denn im Mittelpunkt steht die „Aubergine“, Irma Krugels vegetarisches Restaurant. Als klein, kugelrund und temperamentvoll stellt sich die 40-Jährige selbst vor. Auch ihre sehr verschiedenen Mitarbeiter kommen jeweils als Ich-Erzähler mit entsprechend sehr eigener Sprache zu Wort.
Da sind die Hilfskräfte Nicole und das flippige Mädchen für alles Lucy, die eine dumm, handfest und gutmütig, die andere eine 17-jährige hexige Schulabbrecherin aus gutem Hause. Für die geschäftige Irma besonders wichtig dann noch der baumlange Josch, mit 32 Jahren gewesener Weltenbummler und nun Oberkellner, Hausmeister und Manager des Betriebs.
Und Gelegenheitsliebhaber Irmas mit drolligen Hindernissen beim Miteinander. Zur Abrundung kommt noch Vinzent hinzu, über 80, als „Professor Salat“ der kleine Gemüsemann. Angeblich taub. Aber gerade er überrascht schließlich mit Hörgeräten und noch einigem mehr.
Sehr bunt geht es zu mit manchen Konflikten auf engem Raum mit köstlichen Szenen. Ingrid Noll schreibt wie gewohnt mit geschliffener Prosa, lässt es jedoch, wenn nötig, auch deftig werden. Und Teenager Lucy hat sowieso ihren ganz eigenen Jargon drauf. Das Alles liest sich dann mit großem augenzwinkernden Vergnügen.
Allerdings ist hier nicht nur die Küche vegetarisch.
Soll sagen: Karnivoren bzw. Krimi-Freunden wird es vermutlich trotz aller Qualitäten etwas an der geliebten kriminellen Würze mangeln.

# Ingrid Noll: Gruß aus der Küche; 304 Seiten; Diogenes Verlag, Zürich; € 26

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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