KARL OLSBERG: VIRTUA
Daniel Helm ist 37 und hat zuletzt einige Jahre als selbständiger Psychologe gearbeitet.
Nach dem Suizid einer Patientin konnte er allerdings nicht weitermachen und nun bewirbt er
sich verunsichert beim IT-Konzern Mental Systems.
Damit beginnt Virtua, der jüngste Techno-Thriller von Karl Olsberg, und der
beunruhigende Untertitel heißt KI Kontrolle ist Illusion. Von den
technologischen Feinheiten der Künstlichen Intelligenz hat Daniel jedoch keine Ahnung. Um
so überraschter ist er, als er umgehend einen gut dotierten Job bei MS erhält.
Schon am ersten Tag im Berliner Standort des Welt-Konzerns hört er vom
geheimnisumwitterten Projekt Virtua. Mit ihm will das Unternehmen die erste
ultraintelligente KI entwickeln, deren Fähigkeiten die menschliche Intelligenz weit
überragt.
Daniel hat man eingestellt, um Konfliktpotential von Mitarbeitern mit sich selbst oder
untereinander zu moderieren. Da gibt es einiges zu tun, denn alle stehen unter intensivem
Dauerstress, zumal Virtua offenbar weit gediehen ist, die MS-Spitze aber nicht von
ungefähr trotz höchste Geheimhaltung vor allem die chinesische Konkurrenz fürchtet.
Dann springt das Geschehen zu Jerry, der gerade im zweiten Anlauf fürs Abitur steckt.
Doch der Teenager mit dem tyrannischen Vater verbringt die meiste Zeit lieber in der
virtuellen Welt von Unlife. Dort hat er sich als Held Mister Rain
in die schöne Juna verliebt. Er weiß, dass sie nicht real ist, doch nur bei ihr findet
er Verständnis und Zuneigung. Was noch zu großen Problemen nicht nur mit dem Vater
führen wird.
Daniel stößt derweil auf Chen Bender, einen der wichtigsten IT-Experten bei MS,
zuständig für Sicherheitsfragen im System. Mit dem hyperintelligenten autistischen
Programmierer gibt es wegen heikler Grundsatzfragen massive Reibereien mit der
Firmenleitung.
Virtua verspreche zwar eine virtuelle Welt voller Abenteuer und der Erfüllung großer
Sehnsüchte, Chen aber misstraut ihr: was, wenn die KI einen Status entwickelt, an dem sie
nicht mehr abgeschaltet werden kann?! Er hegt den Verdacht, dass Virtua sogar eine
geringere Intelligenz vorgaukelt, als sie längst hat.
Plötzlich jedoch ist Chen verschwunden und nach einer triumphalen Probevorführung gibt
es eine Attacke auf Virtua, die fast das gesamte Projekt zu vernichten
droht. Doch auch Daniel, der trotz seiner recht naiven Art inzwischen Bedenken bekommen
hat und insgeheim Nachforschungen betreibt, kann die Fortentwicklung von Virtua nicht
wirklich beeinflussen.
Auf der anderen Ebene wird raffiniert verhindert, dass Jerry zum Kronzeugen gegen MS und
die KI wird mehr aber sei von dem rasanten Wettlauf gegen eine übermächtig
werdende KI nicht verraten. - Das Alles ist zwar etwas betulich geschrieben, jedoch hoch
spannend. Und wem die technologischen Dimensionen zu sehr nach ScienceFiction klingen, dem
sei dringend das ausführliche Nachwort des Autors empfohlen. Olsberg hat über das Thema
KI promoviert und erläutert mit manch erstaunlichen Details die brisante Gegenwartsnähe
dieses Romans.
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