J. J. ARCANJO: „SCHULE DER MEISTERDIEBE“

 
Nur auf zwei Dinge kann sich der 13-jährige Gabriel Avery verlassen: seine Großmutter, mit der er in ärmlichen Verhältnissen lebt, und auf seine genialen Künste als Taschendieb. Mit denen er immer wieder dafür sorgt, dass Oma und er nicht verhungern.
Dann aber wird Gabriel auf dem Bahnhof von einem Mann gefoppt, dem er die Geldbörse gemopst hat. Der nämlich hat Gabriels Glücksbringer geklaut, eine angekohlte Münze, das einzige Erinnerungsstück an seine Eltern, die ihn als kleines Kind einfach verlassen haben.
Doch zu Gabriels Schock kommt noch eine dicke Überraschung, denn in der Geldbörse des Mannes findet er einen Zettel mit einer seltsamen Botschaft: „Es gibt einen Platz auf dieser Welt für dein Talent, Gabriel Avery“. Um dorthin zu gelangen, ist ein Geldschein beigefügt. Und damit beginnt nun „Schule der Meisterdiebe“, der Auftakt zu einer Trilogie.
Geschrieben hat sie J. J. Arcanjo, portugiesisch-englischer Autor mit speziellen Kenntnissen aus dem Studium von Kriminologie und Psychologie. Und kriminell wird es umgehend, als Gabriel nach Moorhearst fährt, um die geheimnisvolle Insel mit der Villa „Crookhaven“ aufzusuchen. So genannt hat sie Caspian Crook („crook“ ist Englisch für Gauner!), dessen Tochter Penelope eine der intelligentesten Schülerinnen hier ist.
Crook erzählt den neuen Schülern, dass dies ein extrem geheimer Übungsplatz für die größten Gauner der Welt sei. Fälschen, Täuschen, Schlösser knacken und vieles mehr wird hier von den entsprechend talentierten jungen Menschen bis zur Meisterschaft verfeinert. Das Entscheidende aber ist bei all dem: es geht nicht um die persönliche Bereicherung und die Schüler sind allesamt keine üblen Charaktere.
Als Credo des Internats gilt stattdessen, denen das Handwerk zu legen, die mit wahren Verbrechen zu ihrem Reichtum gekommen sind und dabei viele Menschen geschädigt haben. Ja, Robin Hood lässt grüßen, aber dafür ist Gabriel auch in der Gesellschaft hinreißender Typen wie zum Beispiel den Zwillingen Ade und Ede, die als kauzige Gebrüder Crim die vermutlich weltbesten Hacker sind.
Zu den jährlichen Höhepunkten gehört der Wettkampf um den Jahrgangspokal mit besonders kniffligen kriminellen Aufgabenstellungen. Doch es offenbaren sich auch allerlei Geheimnisse, allen voran finstere Pläne von Gegenspielern, die als „die Namenlosen“ zu den Bösen gehören und in Crookhaven heimlichen nach fähigen Handlangern Ausschau halten, um sie für ihre Zwecke zu ködern.
Das alles entwickelt sich immer spannender, wobei die einzelnen Protagonisten hervorragend erfunden sind. Hinzu kommt, dass Gabriel im Hinterkopf ständig die schmerzlichen Gedanken an seine Eltern hat, von denen er nicht mal die Namen weiß. Doch auch das macht die Sogwirkung dieses gradlinig aber mit viel Fantasie erzählten Romans für junge Leser ab 12 Jahre aus.
Natürlich bleibt das Ende geheimnisvoll offen, um so mehr darf man sich auf die weiteren Bände mit Crookhaven und den Gauner-Schülern freuen. Band 2 ist bereits für Mai 2024 angekündigt und hält einige dicke Überraschungen bereit.

J. J. Arcanjo: Schule der Meisterdiebe (aus dem Englischen von Maren Illinger); 303 Seiten; Schneiderbuch, Hamburg; € 14

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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