VICTORIA HUME: „SOLARTOPIA“


„Wir sind allein. Finn und ich gegen den Rest der Welt, auf einem Wolkenkratzer namens Turris. Im 70. Stockwerk und auf dem Dachgarten hausen die beiden und glauben nach dem Tod von Novas Mutter, dass sie die letzten Überlebenden der Menschheit nach dem „Sechsten Sterben“ sind. Und der alles vergiftende Smog steigt unaufhörlich weiter nach oben.
Damit beginnt „Solartopia – Am Anfang der Welt“, der Debütroman der britischen Ökologin Victoria Hume. Eingangs verliert sich die 16-jährige Ich-Erzählerin Nova in vielen sehr grünen Betrachtungen über den Garten, der sie teilweise ernähren muss, nachdem alle noch begehbaren Stockwerke unter ihnen nach Essbarem ausgeplündert sind.
Doch nun zeigen die Pflanzen, zu denen Nova ein übernatürliches Kommunikationsverhältnis hat, rapide Anzeichen tödlichen Dahinsiechens. Als dann bei einem Kontrollabstieg in tiefere Ebenen des einst luxuriösen Hochhauses der Smogmesser lauter schrillt als je zuvor, ist klar: ihre Flucht ist unumgänglich geworden.
Für einen solchen Notfall hatte ihre Mutter eine Art Rettungsgleiter hinterlassen und die einzige Chance, dem tödlichen Giftsmog zu entkommen, sind die Aufwinde, die die beiden Teenager an großen Vögeln beobachtet haben. Der Abflug gelingt, doch gerät bald alles außer Kontrolle. Aber immerhin passiert die Crash-Landung erst in den fernen Bergen.
Auf ihrem Abstieg in die Ebene jedoch die große Überraschung: dort prangt eine wunderschöne Stadt und noch mehr – sie sind nicht die einzigen Menschen, die es noch auf der Welt gibt! Mit einer kleinen Gruppe Reisender gelangen die beiden sogar mit einem Helikopter in diese mysteriöse Metropole namens „Solartopia“.
Schon bis dahin fasziniert der Kulturschock der Teenager, die seit Kindheitstagen außer Novas Mutter keine anderen Menschen mehr leibhaftig gesehen haben und auch sonst die Dinge der Welt nur aus alten Büchern und dem Tagebuch der Mutter kennen. Hier aber staunen sie über eine Stadt, in der die Menschen im Einklang mit Natur und Technik leben.
Und Solartopia ist ein völlig autarkes Ökosystem, dessen Herz der „Garten des Lebens“ ist, der es Pflanzenliebhaberin Nova voll angetan hat. Ein wenig knistert es jedoch auch zwischen ihr und dem ebenso freundlichen wie hilfsbereiten Helikopter-Piloten Jett. Doch so viel Idylle müsste misstrauisch machen und tatsächlich stoßen die Drei auf erste Ungereimtheiten.
Und das längst ungemein fesselnde Geschehen offenbart zunehmend beunruhigende Geheimnisse, die sich bald zu höchst bedrohlichen Gefahren ausweiten. Doch – mehr soll über diesen hervorragend geschriebenen Öko-Thriller für junge Leser ab 14 Jahren nicht verraten werden, denn dies ist ein Zweiteiler.
Teil 1 überzeugt bereits mit einer tiefgründigen und zugleich fesselnden Geschichte, der es gelingt, Themen wie Ökologie, Nachhaltigkeit und Klimakatastrophe ganz ohne pädagogischen Zeigefinger perfekt einzubauen – da spricht das Setting schon für sich selbst. Teil 2 verspricht dann ein großes Finale und dieses Buch unter dem Titel „Solartopia – Bis zum Ende der Zeit“ ist für Mai 2024 angekündigt.

# Victoria Hume: Solartopia – Am Anfang der Welt (aus dem Englischen von Katrin Segerer); 319 Seiten; Fischer KJB, Frankfurt; € 17

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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