ROBERT GALBRAITH: „DAS STRÖMENDE GRAB“

 
In ihrem mittlerweile siebten Band der Krimireihe um das Ermittlerduo Cormoran Strike und Robin Ellacott widmet sich J. K. Rowling alias Robert Galbraith einem besonders heiklen Thema: einer krakenhaften Sekte mit despotischen Strukturen.
„Das strömende Grab“ lautet der Titel und zum Einstieg gibt es einen langen Prolog in Form eines verzweifelten Briefverkehrs. Sir Colin und Lady Sally Edensor versuchen Kontakt zu ihrem jüngsten Sohn William zu bekommen. Der hat sich der Universal Humanitarian Church UHC angeschlossen und meidet jeden Kontakt mit ihnen.
Will ist Autist, volljährig und durch eine Erbschaft begütert, weshalb die Eltern besonders besorgt sind. Zumal sie dann über den Blogger Kevin Pirbright, dem der Ausstieg aus der UHC gelungen ist, Schlimmes über die extrem autoritären Machenschaften erfahren.
Doch die Macht der Sekte scheint groß zu sein, denn Angriffe und Anschuldigungen bügelt sie nicht nur juristisch ab, sie gilt sogar als angesehen und wohltätig. Der charismatische Sektenführer Jonathan „Papa J“ Wace propgraiert eine Vernetzung der Weltreligionen mit antimaterialistischer Gesellschaftskritik und immenser Wohltätigkeit.
Seit vier Jahren steckt Will in den Fängen der UHC und seine Mutter ist darüber sogar gestorben, als sich Sir Colin nun im Jahr 2016 an Cormoran Strike und Robin Ellacott als letzten Rettungsanker wendet. Wenn es eines besonderen Anlasses für Cormoran bedurft hätte, um den brisanten Auftrag, Will aufzuspüren und zu befreien, bedurft hätte, dann ist es der Name des Zentrums der UHC, der Chapman Farm. Die nämlich ist einst aus der berüchtigten Aylmerton-Kommune hervorgegangen, die in den 80er Jahren als Drehscheibe eines Pädophilenrings fungierte.
Es hatte damals etliche Verurteilungen gegeben und Cormoran hatte selbst als Knirps mit seiner flippigen Mutter und seiner Schwester Lucy dort gelebt. Über Aussteiger Pirbright weiß Sir Colin im Übrigen von schlimmen Zuständen auf der Chapman Farm, wo die Anhänger isoliert gehalten, körperlich gepeinigt und durch harte Arbeit bei mangelhafter Ernährung gehalten werden.
Um so verdächtiger erscheint da der Umstand, dass Pribright mittlerweile erschossen wurde – angeblich im Zusammenhang mit Drogengeschäften. Und die beiden Detektiven nehmen den Auftrag Sir Colins an. Was für Robin zum höchste gefährlichen Abenteuer wird, als sich sich un undercover einschleusen lässt.
Sie erlebt eine Art Gulag mit brutalen Strfen, es gibt keine Kalender, Uhren oder elektronische Geräte. Es gelingt Robin, in Verbindung mit Will zu kommen, die Kontaktaufnahme nach außen aber zu Cormoran gerät an gefährliche Grenzen. Auch sie erlebt als vermeintliche neue Jüngerin das System von Unterdrückung, Missbrauch und Aushungern. Bis hin zu Gehirnwäsche reichen die extremen Methoden und über allem steht Guru Wace, der stets Gebete an „die Ertrunkene Prophetin“ fordert, seine einst ertrunkene Tochter.
Das gewaltige Geschehen reißt immer mehr mit, Das Finale sei hier jedoch nicht verraten. Und es bleibt offen, ob sich Cormoran und Robin denn nun endlich ihrer längst erblühten Gefühle füreinander bewusst werden und ihnen nachgeben. Fazit: ein starker Krimi zu einem packenden Thema – vielleicht kein literarischer Höhenflug, aber auf jeden Fall beste Krimiunterhaltung.

# Robert Galbraith: Das strömende Grab (aus dem Englischen von Wulf Berger, Christop Göhler und Kristof Kurz); 1288 Seiten; Blanvalet Verlag, München; € 29,90

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS) 

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