ANDREAS PFLÜGER: WIE STERBEN
GEHT
13. November 1983, Glienicker Brücke zwischen Ost und West: hier soll einer der
spektakulärsten Austausche von Agenten in dieser eben besonders heiklen Phase des Kalten
Krieges stattfinden. Und das endet mit einem furchtbaren Fiasko und dem Tod beider
Agenten.
Damit beginnt Andreas Pflügers neuer Politthriller Wie sterben geht. Wenn
dieser Autor Drehbücher schreibt, ist er einer der ganz Großen, schreibt er aber ohne
die Beschränkungen des Fernsehens, wird er zum Giganten. Entsprechend auch hier die Lage:
die Sowjetarmee ist in Afghanistan einmarschiert, worauf der Westen die Olympischen Spiele
in Moskau boykottiert.
Noch viel brisanter jedoch: an der deutsch-deutschen Grenze werden Pershing-Rakten gegen
die sowjetischen SS 20 in Stellung gebracht, während der KGB die Medien und vor allem die
Friedensbewegung manipuliert. Mittendrin in diesem Desaster Nina Winter, die beim BND als
Russisch-Expertin unversehens zur Agentin aufsteigt.
Seit Jahren hat der BND einen sogenannten Pink Star im KGB sitzen, einen
spitzenmäßigen Informanten, den Oberst Rem Kukura, Tarnname Pilger. Der hat
nun aus noch unbekannten Gründen Nina als Führungsoffizierin auserkoren. Woraufhin die
überaus sportliche Mitarbeiterin sich im Schnellkurs zur Aktivagentin ausbilden lässt,
bevor sie dann nach Moskau entsandt wird.
Diese Ausbildung und ihre Entsendung finden aber erst einmal viel Platz nach dem Drama von
der Glienicker Brücke. Direkt aus dem Todestrakt des Folsom State Prison sollte von
US-Seite Jegor Beljakow, Sohn eines Abgeordneten des sowjetischen Politbüros, übergeben
werden. Als Gegenleistung brachte der KGB Rem Kukura herbei. Deshalb Ninas ganz
persönlicher Einsatz, denn nur sie kann den KGB-Oberst aus ihrer Moskauer einwandfrei
identifizieren.
Nun sind beide Zielpersonen eliminiert und Nina findet sich an geheimem Ort inhaftiert.
Zuvor aber entfaltet sich der hammerharte und ungeheuer rasante Weg der Agentin in die
ebenso komplexen wie lebensgefährlichen Verästelungen von Geheimdienst und Spionage.
Da spielt eine wichtige Rolle, dass es zwischen Nina und Kukuras Sohn Leo zu einer
intensiven Affäre kommt. Doch wer hier im Reigen der tödlichen Gefahren mit dem Tode
tanzt, muss einen verdammt langen Atem haben wie die 10.000 Meterläuferin Nina.
Die es in dieser Welt aus Lügen, Verrat und Intrigen auch noch mit einem Feind besonderer
Güteklasse zu tun bekommt.
Demjan Bossoi, Spitzname Motte, ist nicht nur mit allen Wassern gewaschen
einschließlich expliziter Neigung zu extremer Grausamkeit. Schlimmer noch, ist er ein
ganz enger Vertrauter des langjährigen KGB-Chefs Juri Andropow der im Herbst 1982
Staatsoberhaupt der Sowjetunion wird.
Eingebettet in die hochbrisanten Geschehnisse jener Jahre, zieht die mit exzellenter
Sprachgewalt erzählte Geschichte in ein schier atemloses Finale mit überraschenden
Wendungen. Das ist nicht nur packend, die authentischen Bedrohungsszenarien von damals
lassen noch heute schauern. Fazit: eine außergewöhnliche Heldin und dazu die Hochzeit
des Kalten Krieges hat Andreas Pflüger zum Politthriller des Jahres zusammengeführt.
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