MARTIN SCHÄUBLE: „ALLE FARBEN GRAU“


Erneut widmet sich Erfolgsautor Martin Schäuble einem ebenso schwierigen wie hochaktuellen Thema. Diesmal sind es die eklatant zunehmenden Fälle von Depressionen bis hin zu Suizid bei Jugendlichen.
Der Titel lautet „Alle Farben grau“ und der Autor weist darauf hin, dass dieser Geschichte ein wahrer Fall zugrunde liegt. Und es wird von Beginn an kein Geheimnis daraus gemacht, dass der 16-jährige Paul wirklich psychisch krank ist und tatsächlich im Laufe der Geschehnisse aus dem Leben scheidet.
Ich-Erzähler Paul ist hochintelligent, aber auch ein Außenseiter mit seiner Vorliebe für Musik von David Bowie, Katzen und Mangas. Sein besonderes Faible für Japan geht sogar so weit, dass er für eine Zeit auf ein Internat in dem fernöstlichen Land geht. Dort findet er das meiste mäßig interessant, zum Problem wird allerdings, dass er sich unglücklich in die einheimische Mitschülerin Lien verleibt.
Seine Ängste und Abgründe bis hin zu inneren Stimmen, die ihn zuweilen intensiv nerven, haben ihn vorübergehend in eine psychiatrische Einrichtung gebracht. Wo er endgültig erfährt, dass er ein Autist ist. Der hin und wieder dazu neigt, lange Monologe zu halten zum Beispiel über seine Gefühle und was ihn verletzt hat.
Währenhd sich Pauls Eltern Hoffnungen auf ein wenig Abhilfe in der Akutklinik machen, trifft er dort jedoch auf Alina. Die hat bereits zwei Suizidversuche hinter sich und sie nennt ihn nun „Jesus“. Ganz wichtig und vielleicht sogar hilfreich erscheint die Liebe zu Katzen, die diese beiden hochgefährdeten Jugendlichen teilen. Doch genau dieser Weg steht Paul nicht offen, da seine Mutter allergisch dagegen ist.
Das Warum für Pauls Abwärtsspirale aber bleibt das beunruhigende offen Rätsel, denn es scheint den einen Auslöser oder das eine prägende Erlebnis nicht zu geben, wo man einen Hebel ansetzen könnte. Offenbar spielen verschiedene Aspekte zusammen und während sein Eltern immer noch hoffen, hat sich Paul längst innerlich verabschiedet und bald auch nicht nur das.
Auch andere Protagonisten kommen zu Wort und sämtliche durchweg sehr eigenwilligen Charaktere sind psychologisch hervorragend gezeichnet. Martin Schäuble hat das alles mit angemessenem Ernst geschrieben, aber auch mit zuweilen knorrigem Humor.
Pauls Geschichte ist keine leichte Kost für junge Leser ab etwa 14, eignet sich andererseits aber auch bestens für den Einsatz in Schulen zu den Themen Depression und Suizidprävention. Hilfreiche Anlaufstellen sind im Buch genannt, und es gibt auch begleitendes Unterrichtsmaterial beim Verlag. Fazit: pädagogische sehr wertvoll.

# Martin Schäuble: Alle Farben grau; 270 Seiten; S. Fischer Verlag, Frankfurt; € 15

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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