SCHLOTHEUBER/THEISEN: „DIE GOLDENE BULLE VON 1356“


Die sogenannte Goldene Bulle hat als erstes Grundgesetz die Verfasstheit des Heiligen Römischen Reiches über Jahrhunderte entscheidend geprägt und das komplexe Gebilde unterschiedlicher Territorien zusammengehalten.
Nun gibt es erstmals seit rund 50 Jahren wieder eine umfassende Würdigung dieses einzigartigen Buches und die auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand von Geschichte und Kunstgeschichte. „Die Goldene Bulle von 1356. Das erste Grundgesetz des römisch-deutschen Reichs“ lautet der komplette Titel.
Für den historischen Teil wurde Eva Schlotheuber tätig, Professorin für Mittelalterliche Geschichte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Dem kunsthistorischen Teil und hier insbesondere der vollständigen Reproduktion der „Prachthandschrift König Wenzels IV.“ von um 1400 widmete sich Dr. Maria Theisen von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Diese einzigartige Handschrift war selbstverständlich auf Latein abgefasst. Zur Erleichterung des Verständnisses ist hier eine komplette neuhochdeutsche Übersetzung angehängt. Zu den zahlreichen Wiedergaben der Originalseiten des Buches mit farbigen Illustrationen von damals kommen weitere fotografische Aufnahmen einschließlich Abbildungen der ursprünglichen Golden Bulle, dem in Gold gearbeitete Siegel, das „unserem kaiserlichen Rechtbuch“ - als das Kaiser Karl IV. (1316-1378) das Werk bezeichnete - seinen allgemein gebräuchlichen Namen gab.
Die üblicherweise in Blei gehaltene Bulle ist hier wegen der außergewöhnlichen Bedeutung des Buches in Goldblech gehalten. Sieben Ausfertigungen sind bis hei heute erhalten und sie stehen mutmaßlich für die sieben Kurfürsten und deren Ursprungsexemplare, die auf den Hoftagen von Nürnberg und Metz Anfang und Ende des Jahres 1356 niedergeschrieben wurden.
Schon im Spätmittelalter soll es insgesamt rund 180 Abschriften gegeben haben, wobei die Wissenschaft bis heute sich endgültig klären konnte, warum die sonst so machtbewussten Päpste nicht protestierten, dass sie durch ihre Nichterwähnung in der Goldenen Bulle quasi aus der Reichsverfassung verdrängt worden waren.
Zur exquisiten Qualität dieser Veröffentlichung trägt neben der hervorragenden wissenschaftlichen Darlegung und dem opulenten Prachthandschriftenteil im Übrigen die Fülle hochkarätigen Kartenmaterials bei. Fazit: ein wahrhaft wertvoller Bücherschatz deutscher Provenienz.

# Eva Schlotheuber/Maria Theisen: Die Goldene Bulle von 1356. Das erste Grundgesetz des römisch-deutschen Reichs; 432 Seiten, div. Abb., Großformat im Schuber; wbg Edition, Darmstadt; € 150

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

Dieses Buch bei Amazon.de bestellen.


Kennziffer: SB 526 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.de