JOHANN von BÜLOW: „ROXY“


Marc Berger ist auf dem Weg von Berlin nach München zur Beerdigung von Roy Grünbauer, seinem einstigen besten Freund. Viele Stunden Fahrt und Zeit vür viele Erinnerungen einer Jugend in den 80er Jahren.
Damit beginnt „Roxy“, das Romandebüt des Schauspielers Johann von Bülow. Wie viel Biografisches die Geschichte eine Jugendfreundschaft und wie sie eines Tages zerbröselte. birgt, mag Spekulation sein. Immerhin hat es auch Marc Berger zum Bühnenkünstler geschafft und auch er wuchs nahe bei Pullach auf.
Dort hat bekanntlich der BND sein Domizil und bei dieser Geheimdienst-Behörde bekleidet Marcs Vater den Posten eines Abteilungsleiters. Das ist eine höhere Beamtenkarriere und die Familie bewohnt eine Doppelhaushälfte am Rande Münchens. Das Gefälle zu Roys Lebensumständen ist allerdings gewaltig, denn die Industriellenfamilie lebt in einer Gründerzeit-Villa.
Gleichwohl verstanden sich der introvertierte Marc und der leichtfüßige Roy auf Anhieb, als sie sich in der Schule begegneten. Und es ist eigentlich weniger die materielle Unabhängigkeit, um die Marc den Freund insgeheim beneidet. Viel mehr hätte er gern etwas von dessen Unbekümmertheit.
Dennoch scheint ihre Freundschaft von einer geradezu magischen Anziehungskraft geprägt zu sein. Die die Heranwachsenden insbesondere in ihrem inoffiziellen Wohnzimmer austoben, der Edel-Disco „Roxy. Das führt voll in die überkandidelte Zeit der 80er und man muss dem Autor regelrecht eine Vorwurf machen, dass er dieses Treiben nicht weit mehr ausgemalt hat.
Und wenn dieser Coming-of-Age-Roman bis dahin zu typisch war, wird schließlich in tieferschürfende Sphären übergeleitet. Zunächst mit einem flirrenden Höhepunkt, als Vater Grünbauer seinem Luftikus von Sohn und dessen Freunden in den letzten Ferien vorm Abitur sogar seine Luxusyacht und die Villa in Südfrankreich überlässt.
Doch gerade hier bekommt die Leichtigkeit ihre Schlagseite und natürlich spielt die Liebe eine Rolle. Marc begegnet der hinreißenden Carolin, die gerade als Model unterwegs ist. Trotz aller Schüchternheit kommt Marc ihr näher und jetzt ist es der so selbstbewusste Roy, der das so prächtige Ober-Unter-Verhältnis der ungleichen Freunde gestört sieht.
Es kommt zu Spannungen und Ernüchterungen bis hin zur Trennung. Doch während Marc den Ausbruch aus seinem vorgezeichneten Leben schafft, lässt sich Roy für das Familienunternehmen einvernehmen, statt sich seinen Träumen ernsthaft zu widmen: „Er wollte nicht wirklich etwas vom Leben.“
Das dann auch nur 47 Jahre währte. Über dessen erste Hälfte aber sinniert Marc auf seiner langen Fahrt und öffnet noch einmal lange verschlossene Türen der Erinnerungen. Fazit: ein vielversprechendes Debüt, allerdings hat ein gewisses Maß an Humorlosigkeit einiges am möglichen Pepp untergehen lassen.

# Johann von Bülow: Roxy; 332 Seiten; Rowohlt Verlag, Berlin; € 24

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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