TOBIAS GOLDFARB: „WARAKA“


Prinz Arkyn von Waraka lebt wie in einem goldenen Käfig in der befestigten Stadt Kuri. Die wirkliche Macht übt Skarf aus, der Hüter der Großen Schlange. Und er bereitet Arkyn auf den großen Tag vor, an dem er mit dem Smilo, einem Säbelzahnjaguar, kämpfen soll, um dem Volk zu demonstrieren, dass er ohne Furcht ist.
Damit beginnt „Waraka“, der neue Jugendroman von Tobias Goldfarb. Ich-Erzähler Arkyn soll mit dieser Tat auch die Angst der Einheimischen schüren, denn die Warak leben in einem System ständiger Furchteinflößung. Ein jeder ist voller Angst, denn die gottähnliche Große Schlange fordert alle 100 Tage zehn Menschenopfer und die werden von den herrschenden Gormkin ausgewählt.
Arkyn aber will nicht so über ein Volk herrschen, dessen Sprache er nicht einmal erlernen durfte, weil sie als unrein gilt. Und er wagt Ungeheures: er befreit den Smilo, der sein Seelentier ist, und flieht mit ihm aus der Stadt. Nur durch Arkyns Gabe, über die Gedanken mit diesem und auch anderen Tieren sprechen zu können, konnte das überhaupt gelingen.
Ohne das starke Tier namens Hurakan aber würde er nicht einen Tag in der ihm völlig fremden urwaldähnlichen Außenwelt überleben. Der Smilo jedoch leitet ihn sogar ans Meer, von dem er immer nur gehört hat. Hier nun findet Arkyn ein gestrandetes Mädchen, das Saga heißt. Sie kam mit einer untergegangenen kleinen Flotte von jenseits des Meeres. Und sie ist die Urenkelin von Gorm, einem Seefahrer von geheimnisvoller Bedeutung.
Längst hat der Roman bis hierher bereits mit hochspannenden Ereignissen eine absolute Sogwirkung entfaltet. Dabei kommen auf ihrem Zug durch den Urwald immer neue Gefahren auf, denn hier leben ebenso sagenhafte wie skurrile Tiere der Alten Zeit mit monströsen Eigenschaften und voller Hass auf die Menschen.
Doch Arkyn drängt es in den Norden zu den sagenhaften „träumenden Wäldern“ und dort lernt er in Trance in einer anderen Welt erstaunliche Wahrheiten und Geheimnisse kennen. Die haben nicht nur mit ihm sondern auch mit der völlig furchtlosen und so rätselhaften Saga zu tun. Und allmählich wächst in ihm die Gewissheit, das Volk von Waraka aus seinem Joch befreien zu müssen.
Die Rückkehr nach Kuri ist voller Abenteuer und wenn die riesigen aggressiven Flugwesen Kelano schon den blanken Horror darstellen, werden sie noch von Bestien übertroffen, die nicht ohne Grund „die Unvorstellbaren“ genannt werden. Arkyn jedoch erweist sich zunehmend als kluger und mutiger Anführer, als er sich dann mit einer Truppe schier unglaublicher Kampfgenossen auf den Weg zur Befreiung seines Volkes macht.
Mehr soll von diesem hinreißenden Fantasy-Thriller aber nicht verraten werden, der allein schon mit seinen Charakteren überzeugt, allen voran Hurakan mit seinem spöttischen Humor. Und endlich einmal toben hier nicht Elfen, Zwerge und Kobolde herum sondern archaische Bestien, die an die Welt der Azteken erinnern. Und diese bildgewaltige Geschichte wird rasant und voller Überraschungen erzählt, erhält aber durch geradezu philosophische Passagen auch viel Tiefe und Ernsthaftigkeit.
Fazit: ein Meisterwerk der Spannungsliteratur für junge Leser ab 12 Jahre und auch für Erwachsene ein garantiert fesselndes Lesevergnügen.

# Tobias Goldfarb: Waraka; 303 Seiten; Thienemann Verlag, Stuttgart; € 16

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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