JOHN GRISHAM: „FEINDE“


Keith Rudy und Hugh Malco, beide mit wenigen Wochen Abstand 1948 geboren, wachsen in Biloxi, Mississippi, an der Golfküste auf. Als enge Freunde begeistern sie sich für Baseball. Mit etwa 16 aber gehen ihre Lebenswege in sehr gegensätzliche Richtungen, weil sie in die Fußstapfen ihrer Väter treten.
Die Beiden sind Enkel kroatischer Einwanderer und deren Geschichte steht am Anfang von John Grishams neuem Roman unter dem schlichten Titel „Feinde“. Ausgerechnet im erzkonservativen Mississippi blüht sei der Prohibitionszeit der 20er- und 30er Jahre das Laster mit Drogen, Prostitution und Glücksspiel. Was nur möglich ist dank massiver Korruption bis in die Spitzen von Polizei, Verwaltung und Politik.
In diesem Sündenpfuhl, der in der mittelgroßen Stadt nicht zuletzt deshalb so ungestört blühen kann, weil er sich bewusst auf einen Stadtbereich beschränkt, macht Lance Malco, der Vater von Hugh, eine Karriere bis hin zum führenden Kopf der sogenannten Dixie-Mafia.
Jesse Rudy dagegen, Keith' Vater, hat sich aus einfachen Verhältnissen zum erfolgreichen Rechtsanwalt hochgearbeitet. In seine Fußstapfen tritt nun in den späten 60er Jahren der Sohn, indem er ebenfalls Jura studiert, während Hugh zur rechten Hand seines Vaters aufsteigt und im Imperium der Bars und Clubs und ihres illegalen Treibens eine Art Ausputzer wird.
Erstaunlich lange jedoch kommen sich die entfremdeten Freunde nicht in die Quere. Bis Jesse Rudy im zweiten Anlauf zum neuen Bezirksstaatsanwalt gewählt wird und als Nachfolger eines „gefälligen“ Vertreters der Strafgerichtsbarkeit nun mit harter Hand und viel Cleverness immer erfolgreicher gegen das kriminelle Spinnennetz des Imperiums vorgeht. Immer massiver sieht Lance Malco seine Pfründe bedroht und dann geht er den einen Schritt zu weit.
Als nun ein gedungener Attentäter Bezirksstaatsanwalt Rudy im Gericht mit einer Bombe auslöscht, wird auch zwischen Keith Rudy und Hugh Malco aus scharfen Gegensätzen offene tödliche Feinschaft. In der ausgerechnet Keith kommissarischer Nachfolger seines Vaters wird.
Nach langsamem Auftakt und her ruhigem Erzählstrom wird der Roman jetzt zum vorwärtstreibenden Thriller. Das wird gradlinig und schnörkellos, ja geradezu reportagemäßig und ohne grelle Überraschungen ausgebreitet, immer aber packend. Und dass das Ganze insbesondere in John Grishams Meisterschaft als Schilderer der US-amerikanischen Strafgerichtsbarkeit ausgesprochen glaubhaft rüberkommt, muss man kaum extra erwähnen.
Fazit: sicher keine literarischer Höhenflug (und auch teils eher holpfig übersetzt), aber handfeste Spannungslektüre und filmreif obendrein.

# John Grisham: Feinde (aus dem Amerikanischen von Bea Reiter und Imke Walsh-Araya); 540 Seiten; Heyne Verlag, München; € 24

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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