FRANZI KOPKA: „GAMESHOW – DER PREIS DER GIER“


Die 17-jährige Cass lebt in New London im Jahr 2126, der nach dem 4. Weltkrieg neu erbauten riesigen Glitzerstadt. Eben bereitet sie sich mit ihren Freundinnen auf die 84. Gameshow vor, denn derartige Wettspiele beherrschen die Gesellschaft als zentraler Lebenszweck.
Damit beginnt Franzi Kopka Debütroman „Gameshow – Der Preis der Gier“. Die Wettspiele sind weit mehr als ein Zeitvertreib, denn wenn man genügend Coins dabei gewinnt, kann man damit die Klassenschranken weiter nach oben überwinden. Wobei der weiße Lebven als das Höchste gilt, denn dort lebt man als „Neutral“ in wahrem Luxus.
Ich-Erzählerin Cass gehört in die Platin-Zone, sie lebt mit ihrem Vater auf dem recht komfortablen Level der Gambler. Ein solcher ist auch er und damit verpflichtet zu Wetteinsätzen. Was ihm aber nicht schwer fällt, denn er ist ein besessener Spieler. So besessen, dass er behauptet: „Wer die Spiele nicht liebt, muss einen Defekt haben.“
Also auch Cass, denn die liebt dieses Treiben gar nicht, was sie natürlich für sich behalten muss. Ansonsten würde man sie einer Mnestika unterziehen, bei der über eine Schädelplatte Teile oder das gesamte Gedächtnis gelöscht oder durch andere Erinnerungen ersetzt werden. So aber macht sie mit und hält sich dabei an die eher sportlichen unblutigen Spiele.
Doch dann passiert Schlimmes, denn Cass' Vater wettet zu riskant und verliert auf einen Schlag das gesamte Vermögen, das wie bei jedermann in einem Chip in der Hand gespeichert ist. Was automatisch den Abstieg in die unterste, die Rote Zone bedeutet, wo man nun als Gamer zur Unterhaltung der höheren Klassen quasi wie ein Gladiator bei lebensgefährlichen Spielen Lieb und Leben riskieren muss.
Für Cass aber kommt es noch viel schlimmer: beim Abschied stiehlt ihr eigener Vater ihr ganzes Coin-Vermögen. Dass es ihm angeblich furchtbar leid tut, nützt der entsetzten Cass gar nichts, denn mit ihrem auf Null gerutschten Chip wird sie von den Wachen sofort abgeführt und in die Rote Zone gebracht.
Nicht mehr sie kann auf Spieler setzen, sie wird selbst zur Spielfigur in Wettkämpfen voller Fallen und Tücken. Eingangs sollte sie dafür aller Erinnerungen ihres bisherigen Lebens beraubt werden, doch die Mnestika versagt seltsamerweise. Mit dem gesamten Wissen ihres bisherigen Lebens und sogar noch aufgefüllt mit einigen geheimnisvollen Erinnerungen eines Anderen muss sie in die Wettkämpfe gehen.
Unter den Gamern werden auch Bündnisse geschlossen und Cass empfindet bvald einiges für den charismatischen Jax. Doch erscheint er recht rätselhaft, so dass sie nicht weiß, wie weit sie ihm trauen kann. Zumal es nun in Wettkämpfe geht, in denen es immer wieder ohne mit der Wimper zu zucken tödlich zugeht.
Jeder muss zuallererst an sich selbst denken, denn Skrupel oder Moral sind hier nichts wert. Stattdessen herrschen Intrigen und das Gesetz des schieren Überlebens. (Erinnerungen an die „Tribute von Panem“ sind hier offensichtlich.) Wie das System aufgebaut ist und welche Fallstricke es für Cass bereithält, erschließt sich nach und nach durch geschickt eingebaute Informationen und Erläuterungen.
Und dann steuert das spannende Treiben auf einen ebenso knackigen wie fiesen dicken Cliffhanger zu, denn – dieser Roman ist ein Zweiteiler. Wozu es allerdings eine wirklich gute Nachricht gibt; der Folgeband „Gameshow – Das Versprechen von Glück“ wird in diesem Herbst herauskommen.
Fazit: ein hervorragend komponierter dystopischer Thriller, vom Personentableau und dem gesamten Setting her aber vor allem für weibliche Leser ab 14 Jahre zu empfehlen.

# Franzi Kopka: Gameshow – Der Preis der Gier; 425 Seiten; Sauerländer im S. Fischer Verlag, Frankfurt; € 18

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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