HORST ECKERT: „DIE MACHT DER WÖLFE“


Als Horst Eckert an seinem vierten Politthriller um Melia Adan und Vincent Veih von der Düsseldrofer Kripo schrieb, sollte es um rechtsradikale Umsturzbedrohungen gehen. Doch mitten drin überfiel Russland die Ukraine: „Ich wusste, dass mein Roman dadurch nicht mehr derselbe sein kann.“
Und das merkt man diesem atemberaubenden Werk unter dem Titel „Die Macht der Wölfe“ an, wenn es sehr bald eine unentrinnbare Dynamik entfaltet. Während es noch hinter den Kulissen knistert, weil es angeblich nicht sein darf, dass Melia zur neuen Kripo-Leiterin aufsteigt und dann Vincents Chefin wäre, kommt weit Gravierenderes auf sie zu.
Über ihren unehelichen Vater, den CDU-Spitzenpolitiker Andreas Götz, wird sie zu Bundeskanzlerin Ute Frings-Fassbinder gerufen. Unter höchster Geheimhaltung will diese, dass Melia ihr eine heikle Erpressung vom Hals schafft. Die Bedrohung kommt ausgerechnet von ihrem Staatssekretär Tristan Bovert – ein alter Bekannter aus Melias Verfassungsschutzzeiten und ein übler rechtsgerichteter Strippenzieher.
Offiziell will Bovert, dass die Kanzlerin heikle Gesetze durchpaukt, die erstens das Land zum Polizeistaat machen würde, und zweitens dem großen Kraken im Hintergrund, dem Immobilien-Tycoon Osterkamp, weitreichenden Zugriff nicht nur aufs Sicherheitsgefüge des Landes bescheren würde.
Tatsächlich hat Bovert Material, das den Sturz der Kanzlerin bewirkt, nachdem weder Melias Hilfe noch ein Entlastungsversuch mit viel Geld fruchten. Parallel arbeitet derweil Vincent mit seinem Kommissariat am ominösen Fund von Leichenteilen auf einer Großbaustelle Osterkamps. Zugleich kommt Christoph Urban in den Fokus, smarter TV-Moderator mit beliebter populistischer Sendung. Der von der Kanzlerin inzwischen geschasste Bovert erscheint nun als eine Art Mephisto im Auftrag Osterkamps bei Urban.
Der bisherige Geheimdienstbeauftragte der Bundesregierung erklärt ihm: „Die Zeit der Wölfe steht an.“ Und dafür brauche man Einen wie ihn, der Charisma, Köpfchen und die Eier habe. Urban soll als Kopf einer neuen Sammlungsbewegung und Erneuerer Deutschlands das „Team Urban“ in den baldigen Bundestagswahlkampf führen.
Längst liest man sich geradezu schwindelig, denn der Fall der Leichenteile offenbart Aspekte, die mit alten Kameraden der rechtsextremen „Westkreuz“-Organisation (aus einem früheren Fall), einem alten Verbrechen und auch mit heiklen Querverbindungen zu Christoph Urban zu tun haben. Vor allem aber verursachen die Umtriebe Osterkamps und ehemaliger Rechtsterroristen und das alles gefüttert mit Millionen aus dem Kreml Gänsehaut.
Wie Urban zum Ikarus mit leichten Skrupeln wird und dem karrieregeilen Andreas Götz seine Tochter - „mein kraushaariges Cappuccino-Mädchen“ - die Unterstützung versagt, so dass er sich dem teuflischen Guru Osterkamp ausliefern muss – das fügt sich zu einem mitreißenden giftigen Cocktail, der in einem furiosen Finale endet und – den angesichts der Realitätsnähe garantiert beunruigten Leser außer Atem zurücklässt.
Fazit: Horst Eckert übertrifft sich mit diesem vierten Fall noch selbst und es bleibt unbedingt zu hoffen, dass dieser Politthriller auf Weltklasseniveau eine baldige Verfilmung erfährt.

# Horst Eckert: Die Macht der Wölfe; 478 Seiten, Klappenbroschur; Heyne Verlag, München; € 15

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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