ZORAN DRVENKAR: KAI ZIEHT IN
DEN KRIEG UND KOMMT MIT OPA ZURÜCK
Im März 2021 sorgte das Bühnenstück Kai zieht in den Krieg und kommt mit Opa
zurück für Furore. Aufgeführt wurde es vom GRIPS Theater, coronabedingt
allerdings mit Verspätung als Film im Onlinestream gezeigt.
Das Drehbuch zum Stück um den elfjährigen Kai und seinen zunehmend dement werdenden Opa
hatte der vielfach preisgekrönte Zoran Drvenkar verfasst. Nun liegt die Geschichte aus
als Roman vor und erreicht damit vor allem auch all die jungen Leser ab etwa zehn Jahren,
die keinen Zugang zur Online-Version oder einer Theateraufführung haben.
Drvenkar lässt wie im Theaterstück sehr viel über die Dialoge zwischen dem Jungen und
seinem Opa laufen, was das Miteinander sehr lebendig macht. Kai liebt den alten Mann, doch
in letzter Zeit wird es immer schwieriger mit dessen Gedächtnis.
Aber immerhin ist Opa 100 Jahre alt und ein etwas grummeliger Kriegsheld. Jedenfalls hat
er dem Enkel immer wieder von tollen Heldentaten erzählt. Mal über einen Kampf mit zehn
Feinden auf einmal, mal wie er mit dem strengen General fertig geworden ist. Und sogar,
dass er höchst persönlich den Krieg beendet habe, indem er die Präsidenten der
verfeindeten Länder anrief.
Zunehmend aber kommen Kai Zweifel am Wahrheitsgehalt des Gehörten, zumal der Opa zuweilen
nicht mal mehr weiß, wer er ist. Da nimmt der Junge den Opa mit auf eine Reisen in die
Vergangenheit, denn an die erinnert er sich ja am besten.
Mehr und mehr eröffnen sich abweichende Fakten und so manche Illusionen über die
erlebten Großtaten des einstigen Soldaten erscheinen auf einmal ganz anders. Das ergibt
teils dramatische Szenen, auch wenn es natürlich nicht zu echten Kriegsereignissen kommt.
Doch Drvenkar sorgt mit wunderbaren Dialogen und allerhand Situationskomik dafür, dass
die Geschichte zwar einen tiefen Eindruck macht, aber nie erdrückt.
So wird jungen Lesern ebenso intelligent wie einfühlsam das Thema Altersdemenz aber auch
der barbarische Unsinn jeden Krieges verdeutlicht. Fazit: trotz des schwergewichtigen
Inhalts eine gut zu bewältigende und spannende Lektüre.
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