ELLEN SANDBERG: DAS
UNRECHT
Der freigeistige Mischa und die schüchterne Annett sind ein Liebespaar. Mit ihrer Clique
sind sie zu fünft und alle wollen nach dem Abitur studieren. Doch sie leben in Wismar im
Jahr 1988 und da droht erst einmal der Dienst in der NVA und Miaschas Meinungsäußerungen
sind nichts weniger als staatsfeindlich.
Damit begonnt das Unrecht, der neue Roman von Erfolgsautorin Ellen Sandberg.
Der dann ins Jahr 2016 springt, wo Annett mit dem Immobilienmakler Volker auf die
Silberhochzeit zusteuert und ihre beiden Kinder bereits junge Erwachsene sind.
Wie jedes Jahr im Herbst wird die bald 50-jährige Annett wieder von einer inneren Unruhe
erfasst. Die auffällige Narbe an ihrem Arm macht sich bemerkbar und Erinnerungen an 1988
kommen hoch. An die Clique, in der jeder jedem vertraute und dennoch einer zum Verräter
wurde. Obendrein hat Annett eben einen beruflichen Durchhänger und bewirbt sich in einem
Verlagshaus in ihrer langjährigen Wahlheimat Bamberg.
Sehr optimistisch ist sie nicht, doch sie will auch Volkers Drängen entgehen, der sie
unbedingt in seiner Firma haben will. Um ihren inneren Frieden wiederzufinden, nimmt sich
sich eine Auszeit, um sich über die Vergangenheit klar zu werden.
Dazu fährt sie nach Wismar, wo noch Freunde von damals leben. Was sie jedoch
herausfindet, reißt sie eher in den Abgrund. Dazu wird in der Zeitebene von 1988 Bitteres
offenbar, denn Mischa und sie waren bei der Republikflucht über die Ostsee gescheitert.
Man erfährt vom Verhörmarathon der Stasi mit fiesen Methoden und von der Ungewissheit
über Mischas Schicksal.
Aber auch in der Gegenwart entwickeln sich die Dinge immer unerfreulicher, da der ohnehin
zur Eifersucht neigende Volker sich zunehmend als kontrollsüchtiger Narziss erweist. Ein
regelrechter Rosenkrieg entbrennt, als Annett das nicht mehr aushält und weg will.
Diese Geschichte ist in weiten Teilen sehr real und vom Ende sei nur verraten, dass schon
der dunkle Prolog dafür nichts Erfreuliches erwarten lässt. Fazit: das ist lebensnahe
spannende Unterhaltung. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
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