ERNEST HEMINGWAY: WEM DIE
STUNDE SCHLÄGT
Wem die Stunde schlägt ist Ernest Hemingways umfangreichster Roman und das
meisterhafte Antikriegs-Epos wurde bereits vom Erscheinungsjahr 1940 an ein Bestseller,
dem 1943 die berühmte Verfilmung mit Gary Cooper und Ingrid Bergman folgte. Eine deutsche
Fassung gab es bereits 1941, als das Buch in der Übersetzung von Paul Baudisch in
Stockholm veröffentlicht wurde.
Bis jetzt aber hat es gedauert, dass diese aus heutiger Sicht etwas verstaubt wirkende
Übertragung ins Deutsche vom versierten Werner Schmitz neu übersetzt wurde. Und
angesi8chts des Ukraine-Krieges hätte es kaum einen aktuelleren Zeitpunkt für eine
Neufassung geben können: damals kämpften die regulären Truppen des republikanischen
Spaniens auf hoffnungslosem Posten gegen die massiv überlegene Soldateska der
faschistischen Franco-Rebellen.
Man erinnere sich an die Grundzüge des Inhalts: der idealistische US-Amerikaner Robert
Jordan schließt sich als Freiwilliger den republikanischen Verteidigern an. Die sind
materiell hoffnungslos unterlegen, doch er will sie als Sprengstoffexperte mit seinem
Dynamit unterstützen, um den Vormarsch wenigstens zu bremsen.
Hinter der Front verbreiten sie Unruhe und vor allem geht es um eine strategisch wichtige
Brücke, deren Sprengung den Nachschub für eine neue Offensive stoppen soll. Zu allem
entschlossen, stehen die Partisanen einem Feind gegenüber, der Panzer und Flugzeuge hat
und sie im Gebirge mit Kavallerie jagt. Während ihrer Vorbereitungen kommt die junge
verstörte Maria ins Lager, Opfer von Vergewaltigungen durch die Eroberer.
Die kurze intensive Liebesgeschichte zwischen Jordan und Maria lässt beide für Stunden
die Schrecken der Vergangenheit vergessen eine Passage von herber Eindringlichkeit.
Bei allem Idealismus hat Hemingway, der selbst im Bürgerkrieg mitkämpfte, jedoch auch
kein Hehl aus den Grausamkeiten seitens der Republikaner und hier insbesondere der
Kommunisten gemacht, allen voran ein blutrünstiger sowjetischer Polit-Kommissar.
Groß sind auch die inneren Monologe Jordans, der durchaus seine Zweifel an seinem Tun
hat. Und der weiß, dass er den mörderischen Krieg kaum wird verändern können. Aber
doch ein ganz klein wenig aufhalten. Und auf der richtigen Seite zu stehen. - Fazit: einer
der ganz großen Antikriegsromane der Weltliteratur und diese frische Neuübersetzung
macht seine Zeitlosigkeit noch einmal deutlicher.
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