NATASCHA BUB: EIN BILD VON
EINER FRAU
Insa Schönberg ist 22, als sie per Selbstauslöser das Foto schießt, das sie
weltberühmt macht und ihr eine bewegte Karriere ermöglicht: sie, lachend im trägerlosen
Badeanzug, zwischen Ernest Hemingway, einem riesigen Merlin und dem Bootsmann Gregorio
Fuentes.
Das Foto vom März 1953 ist längst Kult und aus der jungen Frau wurde erst eine
Fotografin, die die Berühmtheiten ihrer Zeit auf Titelseiten brachte, um später als
Verlegerin mindestens ebenso viel Furore zu machen. In Wirklichkeit hieß sie Inge
Schönthal und später Feltrinelli und die Geschichte ihres Durchbruchs ist die einer
willensstarken lebensgierigen Frau aus der Kriegsgeneration.
Ihr hat nun Natasch Bub eine hinreißende Hommage gewidmet, in der die Schauspielerin und
Drehbuchautorin die spannende Geschichte um das Hemingway-Foto als Roman erzählt.
Ein Bild von einer Frau lautet der Titel und die Doppeldeutigkeit passt
durchaus, denn diese fesche Insa ist nicht nur sehr fähig sondern auch ausgesprochen
attraktiv.
Wie sie 1950 mit kaum 20 mit dem Rad von Göttingen nach Hamburg radelt und dort bei der
Fotopionierin Roemarie Pierer zum Mädchen mit der Rollei wurde und erste
erfolge hatte, liest sich frisch. Und greift sie zu, als Verleger Ledig-Rowohlt endlich
ein aktuelles Foto vom berühmten Ernest Hemingway benötigte. Unbekümmert lässt sie
sich auf die Wette ein, das zu liefern und fährt mit dem Überseedampfer in die USA.
Wo sie das sprichwörtliche Glück der Tüchtigen hat: in New York erspäht sie an einer
Ampelkreuzung den extrem scheuen und bereits sehr zurückgezogen lebenden Weltstar Greta
Garbo. Sofort hält sie drauf, bekommt ein versonnenes Bild der Ikone und das
große LIFE-Magazin kauft es sofort.
Dann aber beginnt erst das eigentliche Abenteuer: an Hemingway heranzukommen und ihn zu
einem Foto zu bewegen. Wie sie das hartnäckig betreibt, bis sie schließlich sogar über
zwei Wochen auf seiner Finca in Kuba wohnen und sogar in seinem Schlafzimmer (natürlich
ohne ihn!) nächtigen darf, das ist ein faszinierender Reigen zwischen dem bärigen und
fast stets grantigen Alkoholiker und der kein bisschen scheuen jungen Deutschen.
Die er entsprechend empfängt: Du musst die Kraut sein. Recht mühsam versucht
sie, den schwierigen 54-Jährigen mit Charme herumzukriegen sogar dezent von
Ehefrau Mary Welsh unterstützt. Immer wieder weicht er ihr und vor allem ihrer Kamera
aus. Nur beim Fischen blüht Papa regelmäßig wirklich auf und dabei gelingt
schließlich dieser Schnappschuss, der um die Welt ging.
Insa hatte ein hauchfeines Stück Unsterblichkeit erhascht, heißt es da so
treffend im Roman. Einen Abschied von Papa aber gibt es nicht, denn der hat
soeben mit Der alte Mann und das Meer begonnen, jenem Welterfolg, für dessen
Hauptfigur Gregorio Fuentes das Vorbild war und für den Hemingway 1953 den Pulitzer- und
den Literaturnobelpreis erhielt.
Natascha Bub schildert im Nachwort die Inspiration zu dieser fesselnden Geschichte und die
spannende Vorarbeit. Fazit: ein feines Stück Literatur um einen ihrer größten Stars und
der unerschrockenen Frau, die ein ikonisches Bild von ihm schuf.
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