GUILLAUME de SARDES/MATTHIAS HARDER: NEWTON, RIVIERA“


Helmut Newton (1920-2004) war längst eine lebende Legende als Modefotograf und mehr, als er mit Ehefrau June 1981 nach Monaco übersiedelte. Doch das Fürstentum wurde nicht etwa ein gemütlicher Altersruhesitz, vielmehr setzte eine der produktivsten Phasen seiner langen Karriere ein.
Davon zeugte 2022 die große Werkschau im Nouveau Musée National de Monaco, für die Guillaume de Sardes und Matthias Harder, Leiter der Helmut-Newton-Stiftung, unter dem Titel „Newton, Riviera“ ein opulentes Begleitbuch auf Französisch und Englisch herausbrachten.
Eröffnet wird der hinreißende Reigen von Schwarzweiß- und Farbfotografien kongenial mit einem Selbstbildnis des Meisters, drapiert als sexy Model und unübersehbarem schalkhaftem Narzissmus. Ein Grußwort schrieb dazu Prinzessin Caroline von Monaco, in dem sie ihn als außergewöhnlichen Künstler würdigte.
In der Tat hatte der in Berlin geborene Fotograf zu dieser Zeit die Schwelle von den Seiten der Hochglanz-Magazine hin zu den Wänden der Kunstgalerien und Museen längst überschritten. Wo zum Beispiel seine berühmten „Big Nudes“ als ikonische Kunstwerke bewundert wurden. Aus dem höchstbezahlten Modefotografen war ein Fotokünstler geworden, der immer wieder mit gewagten Serien die Grenzen des gerade noch Akzeptablen weiter hinausschob.
Der Bildband zeigt faszinierende Beispiele, aber auch Serien wie die von der Fürstenfamilie oder zum Ballett des Fürstentums. Hatte Newton die Bildsprache bereits gründlich revolutioniert, so perfektionierte er seinen Stil noch an der Riviera. Mal spontan, mal plakativ inszeniert, steht die Körper-Ästhetik im Mittelpunkt.
Fast immer, denn Newton widmete sich hier nun erstmals auch der Landschaftsfotografie. Allen Aufnahmen zu eigen aber ist diese typische Leichtigkeit und Eleganz, dominiert von Schein und Oberflächlichkeit. Wobei seine Ironie immer wieder zu erahnen ist, wenn er mal anzügliche, mal provokante, mal exaltiert glamouröse Meisterwerke von lässiger Noblesse als Blickfänge kreiert.
Etliche Essays und Interviews erläutern Newtons Leben und Schaffen insbesondere in dieser späten aber so überaus kreativen Phase. So bietet dieses Begleitbuch einen hinreißenden Querschnitt zu dieser Schaffensperiode, zu der es zu Recht heißt: „Newtons Monaco-Jahre waren seine besten“.

# Guillaume de Sardes/Matthias Harder: Newton, Riviera (engl. Ausgabe); 352 Seiten, 300 Abb., Mittelformat; Prestel Verlag, München; € 39

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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