RAINER WEKWERTH: SHADOWLAND
TÖDLICHE WILDNIS
An der kalifornischen Küste gibt es eine letzte Stadt, in der man jetzt im Jahr
2169 noch halbwegs sicher ist vor dem Virus, der die Menschheit nach einigen großen
Katastrophen heimgesucht hat. Er verwandelt die Menschen zu geistlosen, allesfressenden
Bestien.
Um einsetzende Verwandlungen rechtzeitig zu entdecken, trägt jeder Einwohner einen
implantierten Chip. Meldet der eine beginnende Verwandlung, erfolgt die Aussonderung und
Eliminierung des Betroffenen. In der Stadt lebt seit zehn Jahren die junge Kaia, einzige
Überlebende eine Gruppe von Menschen, die auf der Flucht zu der massiv befestigten Stadt
überfallen wurde.
Sie ist auch die Hauptfigur in Rainer Wekwerths jüngstem Jugendroman Shadowland
Tödliche Wildnis. Zunächst lernt man das raue und entbehrungsreiche Leben
in der heruntergekommenen Stadt kennen. Strom gibt es nicht regelmäßig und Internet
schon lange gar nicht mehr. Die strikten Regeln für alle werden vom Kommandanten Goya
rigoros kontrolliert und er als Einziger hat auch die nötigen Hightech-Einrichtungen für
die Sicherheitszone. Und vor allem für die Chips, denn vor dem Virus ist offenbar niemand
sicher.
Die Reichweite der Chips beträgt etwa 30 Meilen, danach beginnt die sogenannte Wilde Welt
mit ihren tödlichen Gefahren durch die Mutierten. Kaia ist deprimiert über ihr karges
Leben und neigt zum Suizid. Ein wenig aufrecht hält sie nur ihr alter Mentor Tom Hayes,
der sie damals nach dem Überfall rettete. Sie und ihren Wolfswelpen, den sie Storm nannte
und der ihr ständiger Begleiter ist.
Und dann wird sie, die zur Jägerin Nummer 612 Ausgebildete, zu Goya befohlen, der sie zu
ihrem ersten Abschuss rausgeschickt. Bei einem Mann namens Frazer hatte der Chip die
beginnende Verwandlung angezeigt und er war geflohen. Als Kaia ihn aufspürt, verwirrt es
sie, dass er sie nicht anfällt sondern sich umbringt.
Doch schon bald kommt ein weitaus schlimmerer Exekutionsbefehl: ausgerechnet ihr
väterlicher Freund Ton hat sich in die Außenwelt getrickst. Er gitl als erfahren und
gefährlich und er ist vermutlich bewaffnet. Man stellt Kaia zur Sicherheit den rüden
Iceman als Jäger an die Seite.
Den Tom allerdings am Rande der Wilden Welt ausschaltet. Kaia aber schont er, stattdessen
erfährt sie von ihm erschütternde Wahrheiten über die Umstände, unter denen ihre
Eltern und die anderen Flüchtlinge damals umkamen. Bevor Tom noch mehr Geheimnisse
lüften kann, kommt er jedoch durch Beschuss von einer Drohne aus der Stadt um.
Als Kaia jedoch nach der Explosion wieder zu sich kommt, setzt das eigentliche Abenteuer
erst ein. In der Wilden Welt, in der alles so ganz anders ist, als es die
Schauergeschichten in der Stadt von jeher erzählten. Wobei ein Mutierter namens Pern eine
besondere Rolle spielt, mehr jedoch soll hier nicht verraten werden, denn von jetzt an
nimmt der ohnehin schon fantasievolle Roman immer neue Dimensionen mit faszinierende
Überraschungen an.
Das alles trägt auch eine tiefere Botschaft, wenn es da heißt: Die Menschen
wollten mal zu den Sternen reisen und haben dabei die Welt vergessen, auf der sie
leben. Da treibt dieser hervorragend geschrieben Endzeitthriller auf ein starkes,
filmreifes Finale zu und verfällt bei all dem doch nicht in Hoffnungslosigkeit. Das ist
dann wirklich ein fesselndes Lesevergnügen nicht nur für Teenager.
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