MICHA LEWINSKY: „HOLLY IM HIMMEL“


Holly ist zehn Jahre alt und hat ein großes Problem, denn ihre Eltern haben sich getrennt, Mutters neuen Freund aber kann sie überhaupt nicht leiden. Ihr kleiner Bruder kommt besser damit zurecht, doch Holly denkt sich etwas aus, um eine Lösung zu finden.
Als sie nun ein Überraschungstreffen der Eltern deichselt, gibt es einen heftigen Streit mit der Mutter und dabei passiert es: wütend reißt sich Holly los und läuft vor einen Lieferwagen. Damit bekommt nun Micha Lewinskys Kinderroman „Holly im Himmel“ eine dramatische Wende.
Und genau dort wacht Holly dann auf und ist erst einmal völlig verwirrt. So hätte sie sich das nie vorgestellt, denn als erstes landet sie in einem riesen Bahnhof voller Menschen und Tiere. Zum Glück freundet sie sich schnell mit der gleichaltrigen Frida an – die allerdings schon seit 100 Jahren hier ist.
„Diese Sterberei war furchtbar schlecht organisiert“, heißt es da, doch Frida hat etwas Durchblick. So fahren sie mit dem Bus ins Paradies. Das aber gar nicht so paradiesisch ist. Vor allem erweisen sich die Engel als enttäuschend langweilig und hübsch oder gar niedlich sind sie auch nicht in ihren blauen Uniformen.
Dafür herrscht einiges an Missstimmung bis hin zu heimlichem Widerstand. Und es gibt zwielichtige Gestalten, ganz vorneweg den Chef des Himmels, kein gütiger Gottvater sondern ein selbstgefälliger Diktator namens Bortel. Die allgemeine schlechte Laune wird jedoch auch für Holly zu einem Problem.
Sie will unbedingt zurück auf die Erde, um ihre Familie zu trösten, und von Frida hat sie erfahren, dass das nur als Engel geht. Das wiederum kann man nur auf einer besonderen Schule werden, doch die missgelaunten Engel und ihr Boss haben da vorläufig einen Riegel vorgeschoben.
Doch Holly und ihre neue Freundin lassen sich nicht einschüchtern und sie finden eine Widerstandsgruppe unter den Engeln. Mit deren Hilfe gelangen die beiden Mädchen trotz allem auf die Erde, wenn auch nur in ganz anderer Gestalt. Und von dem nun einsetzenden wilden Finale sei nur noch verraten, dass da ein Bösewicht Bekanntschaft mit einer Bratpfanne macht und es tatsächlich eine Art Happyend gibt.
Man merkt dem tollen Spannungsbogen an, dass der Autor Erfahrungen als Drehbuchautor und Filmemacher hat. Auch die Figuren sind bestens getroffen und sie agieren gekonnt in diesem Wechselspiel von tragischen und sehr witzigen Passagen mit viel Situationskomik. Aber auch die Darstellung des Himmels und seines Personals ist hinreißend unkonventionell und fantasievoll geraten.
Für manches Schmunzeln sorgen im Übrigen die Illustrationen von Lawrence Grimm. Fazit: ein großartiger Lesespaß mit Humor und Tiefe für junge Leser ab 12 Jahre.


 

# Micha Lewinsky: Holly im Himmel; 287 Seiten, ill.; Diogenes Verlag, Zürich; € 14

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

Dieses Buch bei Amazon.de bestellen. 


Kennziffer: KJB 937 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.