LISA ECKHART: „BOUM“


Als Lisa Eckhart vor zwei Jahren mit „Omama“ ihren ersten Roman herausbrachte, war das ein ebenso ätzender wie bravouröser Ritt durch die österreichische Provinz mit köstlichem Personal. Nun legt die für ihre messerscharfen Provokationen berühmt-berüchtigte Kabarettistin aus der Steiermark nach.
Allerdings mit einem Sprung zum Krimi und mit ihm nach Paris macht sie mit „Boum“, so der schlichte Titel. Dort gibt es seit kurzem einen Serienmörder, den die sensationslüsterne Presse „Le Maestro Massacreuer“ getauft hat. Seine Spezialität ist, dass er ausschließlich Straßenmusikanten meuchelt, das aber spektakulär.
Vier sind es bereits und der besondere Grusel sorgt bei den Musikalienhändlern für zusätzlichen Umsatz bei den jeweils von den Opfern gespielten Instrumenten. Ebenfalls zu nutzen weiß der Bürgermeister von Paris die Medienwirksamkeit des Maestro – als Tourismus-Lockmittel. Also Aufregung allenthalben und durchaus keine negative.
Just zur selben Zeit hat es im zweiten Handlungsstrang die junge Österreicherin Aloisia aus dem Steierischen in die Metropole verschlagen. Der Liebe wegen, auch wenn die Umstände des Kennenlernen schon ein wenig unkonventionell waren. Nicht nur, dass Romain doppelt so alt ist wie sie, die erste Begegnung fand in einem Club statt, in dem er regelmäßig Frauen abschleppte, denen er zuvor K.o.-Tropfen verabreicht hatte.
Aber wie hätte die nicht übermäßig schlaue Aloisia widersprechen können mit ihren mageren Französisch-Kenntnissen. Und ein bisschen Liebe spielt dann doch irgendwie mit: „Aloisia auf jeden Fall brauchte seinen Schweif nur anzufassen und ihr läuft das Wasser im Schoße zusammen.“ Auch ansonsten wird locker gesudelt und das ein oder andere Bild wirkt bemüht oder gar missglückt.
Weitere wichtige und mal skurrile, mal surreale Rollen spielen auch ein melancholischer Kommissar, der titelgebende Terrorexperte „Boum“ mit schwerer Macke sowie allerlei Halb- und Unterwelt. Wo die an sich eher langweilige österreichische Maid – gerade auch wegen ihrer Sprachprobleme – zur Edelprostituierten reüssiert.
Bei all der Verschrobenheit und dem Überquellen teils messerscharfer Pointen bleibt die eigentliche Kriminalgeschichte irgendwie auf der Strecke. Als Spannungsroman ist dieser Roman deshalb weniger geeignet, wer allerdings diesen gespreizten Narzissmus mit der gewohnt glamourösen Attitüde dieser Autorin zu schätzen weiß, wird hier bestens bedient.

# Lisa Eckhart: Boum; 365 Seiten; Paul Zsolnay Verlag, Wien; € 25

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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