HORST EVERS: „BUMM! KRIMINALGESCHICHTEN“


Horst Evers ist ein begnadeter Kabarettist und versteht es glänzend, um die Ecke zu argumentieren. Dass er auch Krimi kann, hat er mit dem grandiosen Roman „Der König von Berlin“ bewiesen. Nun legt er nach, das neue Werk ist allerdings um einiges komplexer angelegt.
„Bumm! Kriminalgeschichten“ lautet der Titel und das ist als vollständig zu verstehen, denn es handelt sich keinesfalls um einzelne Erzählungen. Um einzelne Geschichten dagegen schon, bei die denen es zunächst schräg, verwickelt und ziemlich kleinteilig vor sich geht. Da steht erst einmal der Schriftsteller und Hungerleider Sebastian Starck im Mittelpunkt.
Der wird von einer ominösen Rothaarigen in ein frivoles Abenteuer gelockt, aus dem er als Mörder herauskommt. Er war allerdings volltrunken und – man kann es getrost verraten – unschuldig. Die acht Jahre im Knast werden gleichwohl ein Glücksfall für ihn, denn dort schreibt er nun einen Bestseller nach dem anderen.
Deren Hauptfigur ist eine historische Figur, die schon vorher einen kurzen Einstand hatte: Ernst Gennat, der legendäre Berliner Kriminalist, der die kriminalpolizeiliche Arbeit revolutionierte. Hier nun steht dessen Auftaktfall im Blickpunkt, die 1904 einsetzende Mordserie um den „Franzosenrächer“. Und/oder den „Telegraphen“, eine kriminelle Rätselfigur. Wobei nicht sicher ist, ob er ein Einzelner oder eine Organisation ist.
Wichtige Partnerin Gennats wird die kecke junge Mascha Grollow. Die scheint es aber auch in der Gegenwart zu geben, denn erstens war sie das Früchtchen, das Sebastian Starck in die Wohnung mit dem gemeuchelten Nachbarn gelockt hat. Nun taucht sie just dann auf, als der Arme vorzeitig aus der Haft entlassen wird. Worauf es einen erneuten Twist und einen weiteren Mord gibt.
Womit es mehr von Ernst Gennat gibt und dann schließlich das Kapitel mit der Überschrift „Bumm!“ Damit aber eröffnet sich eine ganz neue Geschichte, die aus dem Puzzle eine weitaus größere Dimension erwachsen lässt. Explodierende Autos, ein riesiger Kunstraub, entführte Zwillinge und eine Entführerin, die im Fernsehen auftritt und seltsame Forderungen ausbreitet.
Nein, kein Geld sondern viel Spektakuläreres. Doch nicht nur die clevere Kriminalhauptkommissarin Natasche Feil wird durch raffinierte Ablenkungsmanöver ausgebremst. Und wem das noch nicht reicht – es gibt auch noch Ausflüge ins Jahr 1807 und in Jahr 2043. Da ist schließlich selbst der Schluss verblüffend gestrickt, wo alle Fäden samt Mascha Grollow zusammenlaufen.
Und man hat sich längst süchtig gelesen an diesem verrückten Krimi. Der dazu auch noch geradezu verschwenderisch mit köstlichen Dialogen und funkelnden Sätzen um sich wirft.

# Horst Evers: Bumm! Kriminalgeschichten; 287 Seiten; Rowohlt Verlag, Berlin;

€ 22

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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