IAN RANKIN: „EIN VERSPRECHEN AUS DUNKLER ZEIT“


Der mittlerweile 23. Roman um den schottischen Ermittler John Rebus beginnt mit einem Rückzug. In Pension ist der knorrige Kriminalist ja ohnehin bereits, doch seine chronische Lungenkrankheit hat ihn jetzt dazu bewegt, in eine Erdgeschosswohnung umzuziehen.
Seine Kollegin Siobhan Clarke hilft ihm dabei, wird nach dessen Abschluss jedoch unruhig, denn einmal mehr ist ausgerechnet in ihrem Urlaub ein besonders heikler Mordfall passiert. Ein Student aus reicher saudi-arabischer Familie wurde erstochen und alles scheint sehr rätselhaft. Zugleich gibt es viel Druck „von oben“ wegen der speziellen internationalen Beziehungen.
Rebus hat allerdings nur am Rande mit dieser Geschichte zu tun, wird jedoch gleich in der ersten Nacht in der neuen Wohnung durch einen aufgeregten Anruf seiner Tochter Samantha aufgeschreckt. Vor zwei Tagen verschwand ihr Lebenspartner Keith, der auch der Vater ihrer Tochter Carrie ist. Nichts lässt auf ein gezieltes Verschwinden schließen, zumal sein Auto in der Nähe geparkt ist, mit dem Schlüssel im Schloss.
Damit setzt nun für Rebus ein Fall ein, der sich zwar nicht sonderlich schnell aber eindringlich unter dem Titel „Ein Versprechen aus dunkler Zeit“ entwickelt. Obwohl Vater und Tochter ein eher angespanntes Verhältnis zueinander haben, eilt Rebus sofort mit seinem betagten Saab 99 in der weit entfernte Städtchen an der Nordküste.
In seiner bekannten mal tricksenden, mal brachial offensiven Art scheucht er die örtliche Polizei auf. Und die Spannung zwischen ihmj und Samantha steigt in neue Dimensionen, als sie ihm gesteht, dass sie Keith mit einem Jess betrogen hatte und es in der Beziehung stark knirschte. Womit sie zur Hauptverdächtigen wird und auch Rebus in Gewissensnöte gerät.
Während sich in Edinburgh im Fall des ermordeten Saudis auch einiges tut, kommt Rebus bei seinen privaten Ermittlungen auf die Spur zu einem brachliegenden Internierungslager aus dem Zweiten weltkrieg. Und tatsächlich findet er in diesem „Camp 1033“ Keith, hinterrücks erschlagen. Womit sich allmählich herausschält, dass Keith und einige Freunde als Hobby-Historiker aus dem in der Nachkriegszeit bewusst in Vergessenheit geratenen Lager ein Dokumentationszentrum machen wollten.
Die ehemaligen Kollegen in Edinburgh werden derweil – wenig zur Freude von Siobhan Clarke – mit dem sehr selbstbewussten alten Bekannten Malcolm Fox verstärkt. Andererseits versucht Big Ger Cafferty, Unterweltgröße und alter Erzfeind von Rebus, sich gewinnbringend in den brisanten Fall einzuschalten.
Für Rebus aber ergeben sich Zusammenhänge des Verbrechens an seinem Beinahe-Schwiegersohn, die in ganz alte Zeiten führen. Das jedoch mit einer Verbitetrung, die den alten Haudegen fast ins Jenseits befördert. Mehr sei jedoch weder von diesem wie von dem so ganz anderen und quasi parallel laufenden Fall nicht verraten.
Auch wenn es vielleicht nicht der stärkste Rebus-Roman ist, unterstreicht er doch einmal mehr, warum der vielfach preisgekrönte Ian Rankin noch immer zu den britischen Krimi-Königen zählt.

# Ian Rankin: Ein Versprechen aus dunklen Zeiten (aus dem Englischen von Conny Lösch); 510 Seiten; Goldmann Verlag, München; € 22

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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