DENIS SCHECK: „SCHECKS KULINARISCHER KOMPASS“

 
Als Deutschlands prominentester Literaturkritiker seit Marcel Reich-Ranicky wird Denis Scheck seit langem verehrt und gefürchtet. Dass er aber auch als Gastrokritiker ein Meister seines Faches ist, wird erst jetzt durch sein jüngstes Buch so richtig bekannt.
„Schecks kulinarischer Kompass“ lautet der von zu viel Bescheidenheit ebenso wenig angekränkelte Titel wie auch der Untertitel „Köstliches und Kurioses aus meiner Küche und aller Welt“. Zwei ganz wichtige Voraussetzungen für sein Tun erläutert er gleich zu Beginn.
Es überrascht kein bisschen, dass Scheck ein ausgemachter und höchst anspruchsvoller Gourmet ist. Eher schon, dass er sich offenbar zu recht als veritabler Hobby-Koch bezeichnen darf. Mit einer glaubhaften selbstironischen Erklärung: das sei die einzige handwerkliche Fähigkeit, für die er ein klein wenig Talent zu besitzen glaubt.
Und er bringt als ausgewiesener Bildungsbürger eine wichtige Eigenschaft mit, ohne die das alles keine Basis hätte – einen starken Hang zu Sinnesfreuden. Die er mal bei dem Treiben in der eigenen, hochkarätig ausgestatteten Küche einsetzt, mal auf Entdeckungsreisen durch Gourmet-Tempel oder auch eher exotisch anmutende Speiseplätze wie den Tokioter Fischmarkt.
So unstillbar wie sein Appetit auf Speisen und Getränke ist stets auch seine Wissbegierde und Experimentierfreude. Da backt er eigenhändig Knäckebrot oder gibt Tipps zur Zubereitung einer perfekten Bouillabaisse. Oder er wirdmet sich empfehlenswerten Speiseplätzen, wobei manches edle Restaurant auch schon mal eher mäßig beurteilt wird.
Anekdoten gibt es zuhauf zum Beispiel über die Herausforderungen eines Alleinessers oder der Herkunft der Pizza. Zuweilen wird es regelrecht gastrosophisch und gern zitiert Scheck geistreiche Menschen von Nietzsche bis Robert Gernhardt. Ohnehin glänzt die bunte Sammlung vor Sprachwitz und Bonmots und natürlich gönnt sich dieser Narziss mit dem Snob-Appeal auch manch Lästerliches wie über das nicht nur kulinarische Elend deutscher Weihnachtsmärkte.
Man hat nicht nur ein wahrhaft erlesenes Appetitanregerbuch mit vielen Einblicken in das Leben des Denis Scheck sowie charmanten Illustrationen von Torben Kuhlmann, man lernt auch noch eine Menge. Und seine hinreißend geschliffene Sprachkunst bedarf gar keiner besonderen Erwähnung.

# Denis Scheck: Schecks kulinarischer Kompass. Köstliches und Kurioses aus meiner Küche und aller Welt; 295 Seiten, ill.; Piper Verlag, München; € 26

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS) 

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