PAOLO VERZONE:
SPITZBERGEN
Die Inselgruppe Spitzbergen gehört zu Norwegen, doch der Archipel mit seinen über 400
Inseln, Eilanden und Schären liegt irgendwie fernab der Welt Richtung Arktis.
Entsprechend dunkel, kalt, sturmumtost und wenig einladend ist Spitzbergen alles andere
als ein Sehnsuchtsort.
Der Abbau von Bodenschätzen, die Nutzung etlicher Forschungsstationen und das Aufkommen
von Kreuzfahrttourismus sorgen trotz Einsamkeit und Trostlosigkeit dafür, dass rund 2500
Menschen hier ihren festen Wohnsitz haben. Die wenigstens allerdings für längere Zeit,
denn ein zivilisiertes Alltagsleben ist in dieser ebenso steinernen wie eisigen Reduktion
kaum vorstellbar.
Wie sich aber das Alltagsleben tatsächlich darstellt, hat der Fotograf Paolo Verzone mit
seiner Kamera untersucht. Der dreifach mit dem World Photo Award ausgezeichnete Italiener
hat die Inselgruppe in den letzten Jahren für fünf längere Aufenthalte aufgesucht. Nun
hat Nikolaus Gelpke seinen großen Fotoband Spitzbergen mit den Ergebnissen
und einem Essay von Martina Wimmer herausgegeben.
Zeitlose und teils ikonische Bilder geben dem Betrachter ein Gefühl von Fremdheit bis
Lebensfeindlichkeit. Verzone hat einige der Bewohner fotografiert, Seeleute, einen Pastor,
Wissenschaftler und allesamt zumeist an ihrem Arbeitsplatz. Pseudo-Idyllisches wie
einheimische Tiere lässt er bis auf ein paar Schlittenhunde ganz weg und selbst der eine
abgelichtete Eisbär ist nur ein ausgestopftes Exemplar in einem kargen Wohnzimmer.
Bizarre Landschaften und Kargheit: dieser Bildband fasziniert und lädt zugleich kein
bisschen dazu ein, hier verweilen zu wollen.
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