ANTHONY HOROWITZ: „DER TOTE AUS ZIMMER 12“


In seinem jüngsten Roman „Der Tote aus Zimmer 12“ macht der englische Erfolgsautor Anthony Horowitz erneut die ehemalige Verlegerin Susan Ryeland zur Amateurermittlerin in einem Kriminalfall. Dabei war Ich-Erzählerin Susan ja nach dem Tod ihres wichtigsten Autors Conway aus dem Metier ausgestiegen.
Am Anfang steht nun Susans neues Leben als Betreiberin eines kleinen Hotels auf Kreta. Weder das noch ihre Partnerschaft mit dem griechischen Lover und Mitbetreiber Andreas laufen erfreulich. Um so begieriger greift sie zu, als das britische Ehepaar Treherne Susan anspricht und um Recherchen nach ihrer verschwundenen Tochter Cecily bittet. Die versprochene Belohnung von 10.000 Pfund fördert Susans Bereitschaft zusätzlich.
Und es hat auch mit eben jenem Conway zu tun, denn dessen Ermordung hatte just in dem vornehmen Hotel „Branslow Hall“ stattgefunden, als dessen Geschäftsführerin Cecily fungiert. Conway hatte in seiner Krimi-Reihe mit dem Schweizer Detektiv Attikus Pünd Details aufgeführt, die in einem Mord in genau diesem Hotels vor acht Jahren relevant waren.
Als Cecily diesen Roman nun las, stieß sie auf verdächtige Hinweise zum echten Fall, vor allem aber, dass der für den Mord Verurteilte offenbar nicht der wirkliche Täter war. Doch kaum hatte sie ihren Eltern davon berichtet, verschwand sie spurlos. Als Susan nun in eine Suite des Hotels einzieht und mit dezent zu ermitteln versucht, erscheint das zunächst alles ziemlich harmlos.
Die Zahl möglicher Verdächtiger überrascht sie und sie findet heraus, dass das Mordopfer Frank Paris ein so ausgesprochen unerfreulicher Typ war, dass ihn selbst die eigene Schwester nicht leiden konnte. Susan sieht sich bald aber gezwungen, noch weiter als die acht Jahre seit dem Mord in die Vergangenheit zurückzugehen. Zugleich erweist es sich als hilfreich, dass sie den Attikus-Autor Conway so gut kannte. Und für den Fortgang des raffiniert verschachtelten Krimis kommt nun quasi als Geschichte in der Geschichte der Einstieg in Conways Roman.
Eine regelrechte Schnitzeljagd an Details und versteckten Hinweisen wird nicht nur für Susan sondern auch für die Leser zu einer Herausforderung. Sie für Susan allerdings Abgründe von Lügen und Intrigen eröffnet, die sie sogar in Lebensgefahr bringen. Mehr aber sei von dem ebenso spannenden wie komplexen Krimi nicht verraten.
Der im Übrigen mit wenig Blutvergießen auskommt und mehr auf die Qualitäten einer Agatha Christie setzt. Zumal Anthony Horowitz ein bekennender Sherlock-Holmes-Fan ist, der „very British“ schreibt und auf gepflegte Krimikunst mit Stil setzt. Wer genau das zu schätzen weiß, findet hier ein anspruchsvolles Lesevergnügen.

# Anthony Horowitz: Der Tote aus Zimmer 12 (aus dem Englischen von Lutz-W. Wolff); 597 Seiten; Insel Verlag, Berlin; € 24

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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