JP O'CONNELL: HOTEL
PORTOFINO
Wer Fernsehserien wie Downtown Abbey oder The Crown liebt, darf
sich auf eine weiteres Highlight dieses Genres freuen, dessen Produktion bereits
angelaufen ist: Hotel Portofino. Vorab aber liegt jetzt erst einmal die
gleichnamige Romanvorlage von JP O'Connell auch auf Deutsch vor.
Die führt ins Jahr 1926, als das englische Upper-Class-Ehepaar Cecil und Bella Aisnworth
aus einer wunderschönen alten Villa in Italien ein Hotel macht, mit dem man vor allem
betuchte angelsächsische Gäste anlocken will. Gedrängt zu diesem Abenteuer hatte Bella
und mit ihr gehen die ganze Familie und etliche ihrer Angestellten mit.
Wobei Tochter Alice als Kriegswitwe mit ihrer kleinen Lotie ebenso mitmacht wie Sohn
Lucian. Der wurde im Weltkrieg schwer verwundet und leidet noch immer seelisch und
körperlich darunter. Schon nach kurzem jedoch gibt es allerhand Probleme mit dem Betrieb
des Hotels von fehlendem Personal bis hin zu unerklärlichem Schwund von Geld.
Nicht nur darunter leidet auch bald die ohnehin nicht sonderlich rund laufende Ehe Bellas
mit Cecil. Und gerade er, der sonst kaum etwas zum Gedeihen des Hotels beiträgt, spielt
auch noch und treibt die Schuldenlast weiter in die Höhe. Um der Herr zu werden, will
Bella unbedingt eine Ehe ihres Sohnes mit der lukrativen Miss Drummon-Ward arrangieren.
Allerdings pflegt Lucian stattdessen eine Affäre mit einer Bediensteten und steigt
obendrein dem Kindermädchen Constance nach. Wie auch im Übrigen kleine Dramen,
Liebschaften, Intrigen und sogar ein Kunstdiebstahl das hin- und herwogende Treiben
prägen. Dazu tragen vor allem auch die illustren Gäste dieses Edelhotels mit seinem
gediegenen Charme bei.
Da tummeln sich aristokratische Damen aus England, ein italienischer Graf mit Sohn, eine
amerikanische Jazz-Sängerin, eine Tänzerin und viele mehr. Bei all dem spielt der
Faschismus, der seit zwei Jahren an der Macht ist, allenfalls im Hintergrund eine Rolle
und bleibt samt einigen nicht sehr prägenden Vertretern fast eine Randnotiz.
Trotz der Fülle von Haupt- und Nebenfiguren, die meist klar aber ohne allzu scharfe
Konturen umrissen werden, wird das alles unaufgeregt erzählt. Das aber auf elegante Weise
altmodisch mit glanzvollen Farbtupfern. Wahrlich eine gut ausgestattete Vorlage für eine
süffige Fernsehserie aus der High Society in den 20er Jahren. Nicht mehr, aber auch nicht
weniger und damit eine vollendete Sommerlektüre.
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