JESS ROTHENBERG: „THE KINDGOM -
DAS ERWCHEN DER SEELE“
Am Anfang steht der Fund eines Toten und die Befragung einer Mörderin. Dann aber erzählt
Ana und sie führt in die Zeit zwei Jahre vor diesem Einstieg. Damals gehörte sie in dem
einzigartigen Vergnügungspark „The Kingdom“ zu den sogenannten Prinzessinnen.
Und „The Kingdom – Das Erwachen der Seele“ heißt auch der Titel von Jess
Rothenbergs Jugendthriller, der in einer Art futuristischem Disneyland spielt. Ana ist
eine der sieben Schönheiten des Parks, die die Wünsche der Besucher erfüllen sollen.
Ganz nach den Vorgaben ihrer Programmierungen, denn die sieben sind Androiden, halb
Mensch, halb Maschine mit Künstlicher Intelligenz.
Sie wirken ähnlich lebensecht wie die biotechnisch produzierten Tiere und die
kontinentalen Regionen dieser stets von Besucherhorden frequentierten Vergnügungswelt.
Ana als Hybrid ist total positiv und so unschuldig eingestellt, dass sie zum Beispiel
nicht lügen kann. Schließlich zählt für den Entwicklungs-Chef der Kingdom Corporation
„Daddy“ Dr. Foster als oberstes Gebot bei der Herstellung und der Programmierung
der Androiden, beste Unterhaltung und zugleich ein Höchstmaß an Sicherheit für die
Besucher zu bieten.
Wie passen dazu jedoch die Einschübe aus einem Gerichtsverfahren und der Mord an dem für
die künstliche Tierwelt zuständigen Parkmitarbeiter Owen? Hauptperson bleibt
Ich-Erzählerin Ana und die spürt Verwirrendes – Gefühle. Dabei sind doch Emotionen
mit einer eingepflanzten Firewall ausgeschlossen.
Und obwohl auch sie jede Nacht zum Upload an die Maschinen angeschlossen wird, bringen sie
nun Aufregung und Ärger aus dem Takt: „Schließlich sind wir Fantastinnen nicht ohne
Fehler. Manchmal brauchen wir eine Reparatur.“ Die Fehlfunktionen treten jedoch
offenbar nicht nur bei ihr auf, weshalb man ihre „Schwester“ Nia nach einem
Vorfall sogar ganz abschaltet.
Ana aber gerät nicht nur mit Sehnsüchten in Aufruhr, sie verliebt sich auf völlig
irritierende Weise in den mysteriösen Owen, und ein Kuss von ihm bringt sie endgültig
aus dem Gleichgewicht: es kann nicht sein, dass ein Android menschliche Gefühle
entwickelt. Dazu die unbezähmbare Sehnsucht, den riesigen Vergnügungspark zu verlassen.
Und schließlich sogar in aller Unschuld einen Mord zu begehen...
Wegen dem die Erzählperspektive dann immer wieder zu dem Mammutprozess wechselt. Was
anfangs noch verwirrend wirkt, entwickelt sich zu einer fesselnden Geschichte, in der vor
allem die an sich ausgeschlossene Menschwerdung Anas faszinierende Dimensionen eröffnet.
Mehr aber sei nicht verraten von diesem dystopischen Roman aus einer gar nicht so
unwirklichen Zukunft. Fazit: ein meisterhafter Jugendthriller für anspruchsvolle
Genießer ab etwa 14 und für Erwachsene ebenso.
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