ADAM BARON: „ATEMLOS“


Nach zwei großartigen Abenteuern um den zehnjährigen Cymbaline Iglu aus dem Lo0ndoner Arbeiterviertel Charlton, bei denen jeweils auch seine Freundin Veronique Chang eine wichtige Rolle spielte, kommt es im neuen Kinderroman von Adam Baron zu neuen Konstellationen, die mindestens ebenso fesselnd sind.
„Atemlos. Auf der Jagd nach dem Phönix-Medaillon“ lautet der Titel und das sorgt von Anfang an für Sogwirkung, weil es neben Cymbaline als Ich-Erzähler mit Jessica eine weitere Erzählebene gibt. Bevor sich diese beiden aber persönlich begegnen, passiert ganz viel und das mit ständigen Cliffhängern, denn die Erzähler wechseln einander ständig ab.
Jessica beginnt mit einem Ausflug, bei dem sie und ihre nervige jüngere Schwester an einem Fluss einen alten Teddybären finden. Sie nehmen ihn mit, föhnen das flauschige Kuscheltier schön auf und streiten sich ständig darum. Bei Cymbaline dagegen setzt der Roman mit einer großen Enttäuschung ein, denn sein getrennt lebender, ziemlich luschiger Vater versetzt ihn.
Eigentlich hätte er übers Wochenende mit Cymbaline nach Barcelona zum berühmten Fußballstadion Camp Nou fliegen sollen. Doch er erscheint nicht und dafür kommt es noch viel schlimmer. Erst müssen er und seine Mutter bei der Heimkehr erkennen, dass Einbrecher ins Haus eingedrungen sind. Und dann dringt auch noch Mutters Verlobter Stefan mit seinen drei schlimmen Gören ein – um fortan mit ihnen ihm Haus zu wohnen!
In seiner Verwirrung und Wut braucht Cymbaline eine Weile, um das Ausmaß der Einbruchsschäden zu überblicken. Die seltsamen Einbrecher haben nicht nur ein großes Chaos im gesamten Haus angerichtet: ausgerechnet in seinen Spielsachen haben sie am intensivsten gewütet! Was aber können sie bloß gesucht haben?
Bei Jessica wird der Geschwisterstreit um „Mr Goldy“, wie sie den Teddybären getauft haben, völlig überlagert von den Problemen mit dem Vater. Der ist schwer krank und muss jetzt sogar in den Rollstuhl. Weshalb die Mutter noch mehr arbeiten muss und ihr Haus in Gefahr ist.
Derweil entdeckt Cymbaline doch noch etwas, das bei dem Einbruch weggekommen ist: sein Teddybär „Not-Mr.-Fluffy“. Das war seinerzeit der Ersatz für den flauschigen „Mr Fluffy“, den er als Baby bekommen und vor einem halben Jahr verloren hatte. Den Lesern ist längst klar, dass dieser Teddybär eine zentrale Rolle in der gesamten Geschichte spielt.
Die jetzt immer spannender wird und auch Veronique hat ihren Anteil daran, dass sich allmählich ein Geheimnis um ein Schmuckstück von Königin Elisabeth I. und Mr Fluffy herausschält, das es in sich hat.
Mehr aber sei hier nicht verraten, denn bis zum Schluss gibt es noch allerhand Überraschungen. Im Übrigen glänzt auch dieser Roman für Kinder ab zehn Jahre einerseits wieder mit Originalität und trockenem britischen Humor. Andererseits geben ihm realistische Probleme wie die in Patchwork-Familien, mit Krankheit und mit Geldsorgen viel Tiefgang ohne ihn zu lähmen. Fazit: ein Kinderroman von allererster Qualität.

# Adam Baron: Atemlos. Auf der Jagd nach dem Phönix-Medaillon (aus dem Englischen von Ute Mihr); 344 Seiten; Hanser Verlag, München; € 17

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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