ALINA BRONSKY: SCHALLPLATTENSOMMER
Maserati ist, gelinde gesagt, etwas speziell. 17 Jahre alt und ebenso hübsch wie
intelligent. Trotzdem hat sie die Schule abgebrochen und arbeitet ausschließlich und
unablässig im Ausflugslokal ihrer Großmutter. Außer der lässt sie niemanden an sich
heran und sie isoliert sich derartig, dass sie nicht einmal ein Smartphone hat.
Maserati ist die Hauptfigur in Alina Bronskys neuem Jugendroman
Schallplattensommer. Sie will nichts weiter, als das Lokal der Großmutter gut
bewirtschaften, die allerdings zunehmend dement wird. Ansonsten will der spröde Teenager
nichts als unbehelligt bleiben. Dabei hilft ihre eigenwillige Art mit Leuten umzugehen,
bei der sie notfalls nicht nur grantig sondern sogar zynisch reagiert.
Das ist bisher auch gut gegangen. Nur hat jetzt in diesem hochsommerlichen September eine
neue, offenbar wohlhabende Familie die alte, ziemlich heruntergekommene Villa im Dorf
gekauft. Als sie herziehen, sind auch die Cousins Theo und Caspar dabei und die belagern
Maserati umgehend. Mühsam versucht sie sich abzuschotten, doch es verunsichert sie allein
schon, wenn dann der gut aussehende Caspar bei ihren morgendlichen Schwimmrunden im See
auftaucht.
Endgültig durcheinander bringt sie jedoch Theo, der ihr plötzlich eine alte Schallplatte
unter die Nase hält, denn das Mädchen auf dem Cover sieht Maserati zum
Verwechseln ähnlich. Und allmählich bröckelt ihr Schutzschild und bruchstückweise
kommen die Hintergründe ihres Verhalten an den Tag. Vor allem aber: das Coverfoto zeigt
wirklich Maserati.
Das mag nicht schlimm sein, steht aber symbolisch für den Leidensweg als Kind einer
ausgeflippten Mutter, die sich als Schlagermieze und Party-Maus lieber die Nase zugekokst
hat, als sich um ihre Kinder zu kümmern. Dass sie Maserati dabei diesen verrückten Namen
verpasste, ist dabei noch die geringste Sünde, immerhin landete Maseratis jüngerer
Bruder sogar in einer Pflegefamilie und sie selbst musste froh sein, dass die Großmutter
sie in ihre Obhut nahm.
Als Theo und Caspar sie nun in ein Gefühlschaos versetzen, kommt allerdings zunehmend
auch zutage, dass die beiden ebenfalls nicht ganz die unbeschwerten Sonnyboys aus reicher
Familie sind, als die sie sich geben. Auch sie haben ihre dunklen Geheimnisse, die bis zu
Drogensucht und Suizidgedanken reichen.
Alina Bronsky macht die Zweifel und Ängste ihrer wenigen aber sehr authentisch geratenen
Protagonisten nüchtern bis lakonisch deutlich. Fazit: eine spröde und zugleich fesselnde
Geschichte für Teenager, die sogar mit dem Hauch eines Happyends abschließt.
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