AXEL SIMON: „THRONFALL“
Rätselhafte Morde, Sprengstoffanschläge auf Herrscher-Standbilder – schon 1889 gab
es Terrorismus und das auch im Deutschen Reich. Womit nun auch Axel Simons mittlerweile
dritter Kaiserreich-Thriller seinen sehr roten Faden bekommt.
„Thronfall“ lautet der Titel und tatsächlich spielen Attentatspläne gegen den
gerade 30-jährigen Kaiser Wilhelm II., erst seit ein paar Monaten auf dem Thron, eine
zentrale Rolle. Gabriel Landow von der schlecht gehenden Detektei Orlando und sein
Partner, der einarmige Taschendieb Orsini, ahnen anfangs nicht, i9n was für gefährliche
Machenschaften sie gerade sind,, nachdem der Langfinger als Beifang zu einigen
Brieftaschen auch ein Notizbuch ergattert hat.
Bevor sie noch herausbekommen, was die Zahlenkolonnen darin zu bedeuten haben, bricht eine
Hausdurchsuchung über sie herein. Durch fragwürdige Polizisten, die aber nichts finden,
weil Orsini zu clever war. Dass da aber etwas Gefährliches im Busch ist, eröffnet sich,
als sie das Notizbuch diskret gegen Finderlohn anbieten und der angeheuerte Überbringer
prompt erschossen wird.
Um so brisanter erweisen sich die Zahlen, die Landow sinnigerweise abgeschrieben hat: es
sind die geografischen Koordinaten genauer jener Nordlandreise, die der Kaiser derzeit mit
seiner Yacht unternimmt! Von der beschreibt Axel Simon nun einige interessante
Begebenheiten, ist doch auch hier Philipp Graf zu Eulenburg mit von der Partie, einerseits
– zu Recht – homosexueller Umtriebe verdächtig, und andererseits ein enger
Freund des Kaisers (ebenfalls historisch verbürgt).
Natürlich haben die Sicherheitsbehörden für größtmögliche Absicherung seiner
Majestät gegen mögliche Attentatsversuche unternommen. Schon deshalb stoßen Landows
diskrete warnungen auf wenig Gegenliebe, denn einer wie er ist „von oben“ wenig
gelitten. Und wird dann doch mit einer äußerst heiklen Mission betraut.
Zuweilen gibt es nämlich Schlimmeres als die Revolverkugel oder Bombe eines Attentäters
und genau das droht hier. Geheimrat Saubermann, nicht zum ersten Mal sehr diskreter
Auftraggeber für „Sonderermittler“ Landow, sind Fotos zugespielt worden, die
den Kaiser hinwegfegen und das ganze Reich international in Schande bringen würden.
Anonyme Fotos von zwei Männern, die sich küssen. Eulenburg und der Kaiser! Wie echt sie
sind, wer sie gemacht hat und vor allem, was für Absichten der Zusender hat, das soll nun
Landow mit größter Diskretion ermitteln. Das wird ein hochgefährlicher Drahtseilakt und
Landows private Probleme unter anderen wegen seiner ungetreuen Partnerin sind dagegen ein
Klacks.
Was sich aus all dem entwickelt, ist erneut packend, handfest und ziemlich authentisch
erzählt. Fazit: vielleicht nicht ganz die Klasse der Babylon-Berlin-Romane, aber ein
großes und sehr interessantes Lesevergnügen für alle Freunde von Historienromanen.
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