EDWARD BROOKE-HITCHING: „DER ATLAS DES TEUFELS“

 
Edward Brooke-Hitching ist nicht nur Fellow der Royal Geographical Society, er hat auch ein großes Faible für alles Kartografische. Woraus bereits außergewöhnliche Textbildbände wie „Der Atlas der erfundenen Orte“ und Der Atlas des Himmels“ entstanden sind.
Mit seinem neuen Werk hat er sich gewissermaßen der anderen Richtung gewidmet, weshalb das opulente Buch denn auch den Titel „Der Atlas des Teufels“ trägt. Was allerdings in dieser engen Umgrenzung nicht ganz zutreffend ist, wie auch schon der Untertitel „Eine Erkundung des Himmels, der Hölle und des Jenseits“ andeutet. Doch wie zuvor kommen auch hier in jahrelanger Sammel- und Recherchearbeit zusammengetragene historische Karten und Gemälde zum Tragen.
Paradies, Limbus, Jenseits beschäftigten die Menschen zu allen Zeiten und in allen Kulturkreisen und diese Vorstellungswelten präsentiert der Autor mit einer faszinierenden Fülle von Abbildungen. Das zeigt skurrile Land- und Weltkarten und wilde Fantasien mit den Jenseitsgestalten voller Glauben, Hoffnungen und Ängsten gegenüber, was da womöglich nach dem Tod zu erwarten sein könnte.
Dämonen, Engel, Lichtgestalten und wahre Schreckgespenster bevölkern da mal den Limbus, das Fegefeuer und andere Zwischen- und Unterwelten. Mal aber sind es auch Paradiesgärten, Himmelsauen oder einfach ein Schlaraffenland in diesem wahren Reiseführer ins Jenseits. Kälte, Hitze, Feuer, Dürre, Folter und blühende Gärten mit Wohlgenüssen – all das gab es bereits in antiken Zeiten wie bei den Ägyptern mit ihrem Totenreich, aber ebenso bei den Buddhisten und im Islam.
Sagen und Literatur sind voll vom griechischen Hades, von Dantes Inferno, der nordischen Walhalla und ganz besonders in einem regelrechten Höllen- und Teufelskanon in der Bibel. Was all diese teils atemberaubenden Darstellungen jedoch erst zu einer ungemein fesselnden Lektüre macht, sind Brooke-Hitchings textliche Ausführungen zu den vielfältigen Aspekten.
Bei aller Wissenschaftlichkeit kommt das kein bisschen trocken daher, sondern glänzt immer wieder auch mit ironischem Ton. Da kommt manches Schmunzeln auf und manche dieser beschriebenen Höllen macht den Eindruck, als gehe es dort zwar durchaus unerfreulich aber gewiss nicht langweilig zu. Fazit: ein außergewöhnliches Kompendium über Himmel und Hölle und all jene, die dort mehr oder weniger strafend oder belohnend ihren speziellen Dienst leisten.

# Edward Brooke-Hitching: Der Atlas des Teufels. Eine Erkundung des Himmels, der Hölle und des Jenseits (aus dem Englischen von Lutz-W. Wolff); 256 Seiten, über 250 Abb., Mittelformat; Knesebeck Verlag, München; € 35

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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