BRIGITTE GLASER:
KAISERSTUHL
Nach Bühlerhöhe und Rheinblick widmet sich Erfolgsautorin
Brigitte Glaser auch mit ihrem neuen Roman unter dem Titel Kaiserstuhl wieder
einer Geschichte, die eng mit historischen Ereignissen in der jungen Bundesrepublik
Deutschland verbunden ist.
Diesmal geht es um die Annäherung zwischen Frankreich und Westdeutschland, die Präsident
Charles de Gaulle 1962 so weit vorantrieb, dass es im Januar 1963 zum sogenannten
Elysée-Vertrag kam, dem Freundschaftsvertrag nach der langen Erbfeindschaft, den de
Gaulle und Bundeskanzler Konrad Adenauer unterzeichneten.
Hier nun gibt es ein sehr spezielles Geschenk, das aus diesem Anlass zum feierlichen
Umtrunk dienen soll: eine Flasche 1937er Vossinger Champagner. Nur eine einzige Flasche
des legendären Tropfens exsitiert noch und die hat einen dunklen Hintergrund. Sie
gehörte im Zweiten Weltkrieg zum Raubgut der Nazis und es waren französische
Besatzungssoldaten, die sie im Führerbunker in Berchtesgaden entdeckt und entführt
hatten.
Was nun zu Henriette Henny Köpfer in Freiburg führt. Die Krigerwitwe hatte
die im Krieg zerstörte Weinhandlung ihres Vaters wieder aufgebaut. Wirtschaftswunder und
Geschäftssinn zahlten sich aus. Dabei war die Kriegszeit schlimm gewesen und sie hatte
nicht nur den Mann sondern auch das ungeborene Kind verloren.
Als 1944 das Haus ausgebombt wurde, kam sie bei der Schwiegermutter in Eichingen unter.
Mit dabei hatte sie das Findelkind Kaspar, das allen nur als als ihr Kind galt. Dort am
Kaiserstuhl lernte sie dann den Elsässer Paul Duringer kennen und sie wurden für einige
Zeit ein Paar. Er war es im Übrigen, der die bewusste Champagner-Flasche dort im Haus in
Eichingen heimlich im Keller versteckte.
Henny geht es gut in Freiburg, auch wenn sie sich mit Anfang 40 keine Hoffnung mehr auf
ein Liebesglück macht. Da taucht Paul plötzlich im September 1962 wieder auf, allerdings
nicht um ihretwillen. Er hat vom Colonel des Sicherheitsdienstes, der derzeit Präsident
de Gaulle auf seiner Deutschland-Reise begleitet, einen Sonderauftrag bekommen. Der soll
die symbolträchtige Champagner-Flasche von 1937 für den Vertragsabschluss
herbeischaffen.
Das gestaltet sich nicht nur wegen der nie ganz verheilten alten Wunden zwischen Henny und
Paul schwierig es gibt auch mysteriöse andere Interessenten für die
Flasche, die gar nicht sonderlich zimperlich sind. Was mit einem ungeahnten Geheimnis zu
tun hat, mit dem es dieser 37er Vossinger Champagner auf sich hat.
Das macht das Geschehen spannend und offenbart zugleich mit ganz viel exzellent
recherchiertem Zeit- und Lokalkolorit bewegte Geschichte. Es lohnt die anfänglich Mühe,
sich in das Gemenge der Akteure und die Ereignisse auf den wechselnden Zeitebenen
einzulassen, zumal alles ausgesprochen authentisch wirkt.
Fazit: einmal mehr verknüpft Brigitte Glaer meisterhaft ein Stück realer Zeitgeschichte
der BRD mit einer rundum stimmigen, fesselnden Geschichte.
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