PRESTON NORTON: KURZ MAL MIT
DEM UNIVERSUM PLAUDERN
Nicht verwunderlich, dass der 16-jährige Clifford Hubbard an der Happy Valley Highschool
Neandertaler gerufen wird. Mit seinen 1,98 Metern und 110 Kilogramm Gewicht
ist er nicht nur ein Koloss, sondern seit dem Selbstmord seines älteren Bruders Shane vor
einigen Monaten auch noch in sich gekehrter trauriger Koloss.
Der nun einmal mehr auf Attacken seines Intimfeindes Aaron Zimmermann, dem beliebtesten
Sonnyboy der Schule, mit Fäusten reagiert und prompt für eine Woche vom Unterricht
suspendiert wird. Damit beginnt nun Preston Nortons Jugendroman Kurz mal mit dem
Universum plaudern. Ich-Erzähler Cliff schildert erst einmal seine fest
beschlossenen Rachegelüste gegen Aaron.
Doch man erfährt auch einiges über seine Familie, die in einem Trailer-Park haust und
dominiert wird vom versoffenen Vater. Vor aller aber malträtiert der
Profi-Arbeitslose Cliff ständig mit verbalen Gemeinheiten aber auch mit
Ausfällen körperlicher Gewalt. Als Cliff nach der einen Woche mit geballten Fäusten in
die Schule zurückkehrt, hat sich eine gewaltige Wende ereignet.
Aaron hatte einen Unfall und dabei eine bizarre Nahtod-Erfahrung. Mit verblüffenden
Folgen, denn angeblich ist ihm dabei Gott begegnet und hat ihm eine Liste mit Aufgaben
gegeben. Nach dieser Liste soll er unter anderem einen unmöglichen Lehrer zur Räson
bringen, gegen die örtlichen Drogendealer vorgehen, einem mysteriösen Computer-Hacker
das Handwerk legen und die unchristlichen Machenschaften der Jesus Teens
beenden.
Das Verrückteste daran aber aus Cliffs Sicht ist er sei der einzige Mensch, der
Aaron bei diesem göttlichen Auftrag helfen könne! Womit sich für den Neandertaler von
einem Augenblick zum anderen das gesamte Leben neu gestaltet. Plötzlich wird er
gebraucht, ist zu etwas nütze. Und wenn er nun mit seinem Überraschungsfreund auf die
große Mission geht, darf man eines nicht vergessen: mag er auch nach eigener
Einschätzung ein unvollständig entwickeltes humanoides Rhinozeros sein, er
hat eine Menge Grips.
Dabei hat der Wandel auch noch zwei gravierende Nebenfolgen, denn er prallt gewissermaßen
mit der sehr eigenwilligen Tegan Azalea Robertson aus der vornehmen Gegend der Stadt
zusammen, baggert sie zu seiner eigenen Überraschung direkt an und das sogar
erfolgreich. Doch auch das Abarbeiten von Aarons Liste eröffnet ganz Wichtiges für sein
Leben, denn immer mehr ungeahnte Geheimnisse seines geliebten Bruders Shane kommen zutage.
Mehr aber soll hier nicht verraten werden, zumal der fesselnde Roman auf ein packendes
Finale zuläuft, das so richtig an Herz und Verstand geht. Dabei ist das Alles sowohl
tiefschürfend und von großem Ernst und zugleich von knorrigem Humor durchzogen. Das
erinnert dann an die großartigen Romane von John Green. Allerdings mit einem deutlichen
Unterschied: Preston Norton lässt seinen Ich-Erzähler sehr sarkastisch in deutlich
krasserer Sprache erzählen und damit sehr authentisch.
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